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408 Neuntes Buch.


bald mit ihrem durchdringenden, giftigen Geifer zu bespeien. Die Hofleute suchten sich ein sicheres Versteck und sahen sich wie furchtsame Mägdlein die Sache aus der Ferne an. Auch der König war in gleichem Schrecken mit wenigen Mannen in ein enges Gemach geflohen. Aber Regner vertraute auf seine hartgefrorene Kleidung, machte alles Anspringen der giftigen Tiere mit den Waffen [303] 303und mit dem Anzuge zu nichte, und er allein erwehrte sich, unermüdlich im Kampfe, des aufgesperrten Rachens der zweie, die hartnäckig das Gift gegen ihn schleuderten; denn die Bisse machte er mit dem Schilde, das Gift mit dem Kleide unschädlich. Zuletzt entsandte er den Speer aus seiner Hand und schleuderte ihn mit Kraft in den Leib der Tiere, die ihn anfielen; beider Herzen zerriss er damit, und so endete der Kampf für ihn glücklich. Der König betrachtete verwundert seinen Anzug, den er so rauh und zottig sah; vorzüglich aber erregte das steifgefrorene Unterkleid und das unschöne Aussehen der Hosen seinen Spott, und er nannte ihn im Scherze Lothbrog[1]. Er ladet ihn auch zur Erfrischung nach seiner Anstrengung mit seinen Freunden zum Mahle; er aber sagte, er wolle erst wieder zu seinen Leuten gehen, die er zurückgelassen hätte. Er ging und führte sie, wegen des bevorstehenden Festmahls zierlich gekleidet, heran. Erst nach Vollendung des Gastmahls erhielt er den ausgesetzten Siegespreis. Mit der Königstochter zeugte er zwei treffliche Söhne, Rathbartus und Dunwatus; zu diesen kamen dann noch Siwardus, Biornus, Agnerus und Iwarus als natürliche Brüder.

Inzwischen hatten die Jüten und Schonen, durch ihren unstillbaren Drang nach Aufruhr angefeuert, den Regner abgesetzt und einen gewissen Haraldus auf den Thron gehoben. Gegen sie bat Regner in Norwegen durch Boten um freundschaftliche Hilfe, und so ging Lathgertha mit Mann und Sohn zu Schiffe; die erste Liebe erfüllte ihr Herz noch zum Überströmen. Hundert und zwanzig Schiffe brachte sie dem, der sie einst verstossen hatte. Er glaubte Hilfe nehmen zu


  1. d. i. Lodenhose.
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_418.jpg&oldid=- (Version vom 14.5.2022)