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IX. Regner. 417


Belieben liegt, heran, und sie haben die Macht zur rechten Zeit zu erscheinen und wieder zu verschwinden. Denn sobald sie dem Feinde einen Verlust beigebracht haben, fliegen sie davon mit derselben Schnelligkeit, mit der sie gekommen sind, und ihr Rückzug vollzieht sich ebenso hurtig wie ihr Vorstoss. Also gewährt ihnen ihre und der Schneeschuhe Behendigkeit das Mittel, schnell anzugreifen und schnell zu entfliehen. Regner mag damals wohl die Schwäche seiner Lage mit Erstaunen betrachtet haben; musste er doch sehen, dass ihm, der einst über das hohe römische Reich triumphiert hatte, jetzt von einem unbewaffneten und ungeordneten Haufen die vollständige Vernichtung drohte. Er, der das hochgeachtete Kriegsvolk des römischen Reiches und die berühmten Scharen des grössten und erlauchtesten Feldherrn mit Ruhm zu Boden gestreckt hatte, zog jetzt den Kürzeren gegenüber der verächtlichen und schwachen Rüstung eines elenden Haufens; er, dessen Kriegsruhme früher die Kraft des tapfersten Volkes keinen Abbruch hatte thun können, er konnte jetzt der kleinen Schar eines ungeachteten Stammes nicht standhalten. So musste er sich dazu verstehen, mit dem Heere, mit dem er die leuchtendste Pracht des Erdkreises und das gewuchtigste Rüstzeug der Kriegskraft so tapfer niedergeworfen hatte, mit dem er das Tosen so vieler Streiter zu Fuss und zu Ross bei lichtem Tage zum Schweigen gebracht, nun ein elendes, unbekanntes Völkchen heimlich und wie ein Räuber anzufallen und durfte sich nicht schämen, seinen strahlenden Ruhm, den er in offenem Kampfe und bei Tageslichte erworben hatte, durch eine Täuschung bei Nacht zu beflecken; hinterlistigen Rückhalt musste er an die Stelle von offener Tapferkeit treten lassen. Das war zwar nicht ehrenvoll zu thun, aber nützlich in seiner Wirkung. Übrigens freute er sich über die Flucht der Finnen nicht weniger als über Karls Flucht; er gestand ein, dass er mehr Kraft in dem waffenlosen Haufen, als in den gut gerüsteten Kriegsleuten gefunden hätte; der schweren Rüstung der Römer konnte er leichter standhalten, als den leichten Pfeilen eines zerlumpten Völkchens. Nachdem dort der König der Biarmier getötet, der König der Finnen aber in die Flucht

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_427.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)