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IX. Regner. 423


Unruhen über das Land und trat von neuem als König auf. Regner kam gerade vom Hellespont zurück und griff ihn an; Harald kämpfte unglücklich, und da seine Mittel in der Heimat erschöpft waren, wandte er sich mit der Bitte um Unterstützung an Kaiser Ludwig, der sich damals in Mainz aufhielt[1]. Ludwig stellte zwar Hilfe in Aussicht, legte aber als eifriger Verbreiter seines Glaubens dem Dänen die Bedingung auf, dass er sich dazu verstünde, das Christentum anzunehmen; denn zwischen Leuten, die verschiedenen Glauben hätten, sei[WS 1] aufrichtige Einmütigkeit unmöglich. Deshalb müsse der, der Unterstützung suche, zunächst Glaubensgemeinschaft haben, und an grossen Aufgaben könnten nicht Leute gemeinsam wirken, welche die Form der Gottesverehrung scheide. Diese Entscheidung brachte dem Gaste die gesuchte Rettung und ihm den Ruhm der Frömmigkeit. Harald nahm feierlich die Taufe und erhielt nun sächsische Mannen zu seiner Unterstützung. Auf diese gestützt erbaute er mit grossen Kosten einen Gott zu weihenden Tempel im schleswigschen Lande. Er entlieh also von den römischen Gebräuchen das Muster einer Einrichtung des Gottesdienstes, entzog dem Irrglauben seine Geltung, zerstörte die heidnischen Heiligtümer, ächtete die Opferdiener, schaffte das Priestertum ab und brachte zuerst dem in der Finsternis steckenden Vaterlande den heiligen christlichen Glauben; die Verehrung der falschen Götter rottete er aus und führte die des einen Gottes ein; kurz alles, was zum Schutze des Glaubens gehörte, das beobachtete er mit der peinlichsten Gewissenhaftigkeit. Löblich war das Beginnen, aber ihm fehlte der Erfolg. Denn Regner fiel über ihn her, entweihte den von ihm eingeführten Gottesdienst, untersagte den wahren Glauben, stellte den falschen in seine frühere Geltung wieder zurück und gab seinen Gebräuchen die alte Ehre wieder. Harald musste


  1. Harald wurde 814 Lehnsmann Ludwigs, aus Dänemark vertrieben von den Söhnen Gottfrieds, aber in Aachen; ein Versuch ihn zurückzuführen 815 war erfolglos; er kehrte erst 819 zurück; getauft ist er 826 in Mainz.
  1. Vorlage: sie
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_433.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)