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Scharff: Natürlich in der Form, meine ich, in der Form!

Weber (zurechtweisend): Ein solcher Vortrag sollte einem auch in der Form nicht gefallen!

Scharff (unterwürfig): Ihr Wunsch ist mir Befehl.

Weber: Wie können Sie Gefallen finden an solchem Gift; (gedämpft) denn es ist ja das reine Gift, was dieser Mensch ausströmt.

Scharff: Ah – ist mir sonst garnicht so giftig vorgekommen. Im Gegenteil: ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich ihn bisher für ein ganz vorzügliches, giftfreies Exemplar unserer Gattung gehalten habe.

Weber: Täuschen Sie sich nicht. Diese Freigeister haben keinen sittlichen Halt. Ihre Vorzüge sind ein hohler, trügerischer Schein; über ein Kleines zerplatzt er, und es quillt eitel Sünde und Unreinigkeit hervor. Sie endigen in Laster und Verzweiflung.

Scharff (trocken): Ich glaube, das bestellen Sie ihm besser selbst.

Weber: Das werde ich auch. Oder meinen Sie, ich hätte nicht den Mut dazu?

Scharff: Oh gewiß!

Weber: Ich werde ihm sagen, was noch vor kurzem Herr Pastor Meiling in unserm Verein sagte: daß die Giftströme des Atheismus und Materialismus und wie diese verwerflichen Ansichten sich sonst noch nennen mögen, nur dazu dienen, Tugend, Vaterland, Kaisertum, Deutschtum, Freiheit (sich schnell unterbrechend) – die wahre Freiheit meine ich natürlich – zu untergraben, die Herzen der Menschen immer öder,

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Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/65&oldid=- (Version vom 31.7.2018)