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10. Scene.
Wolfgang, Magdalene, dann ein Postbote.

Magdalene (eilig herein): Hat sie dir gekündigt?

Wolfgang: Ja, ja –

Magdalene: Und du lachst?

Wolfgang: Ja, ich lache, mein Kind. Sieh, mein Kind, die Folter des 19. Jahrhunderts ist doch eine recht lustige Folter! Man muß zuweilen doch ganz infernalisch lachen dabei.

Magdalene (sinkt auf einen Stuhl und bricht in krampfhaftes Weinen aus.)

Wolfgang: Aber Kind, was ist dir denn –

Magdalene: Mein Gott, mein Gott, wovon sollen wir nun leben!

Wolfgang (mit leisem Vorwurf): Magdalene!

Magdalene: Hätt’st du doch geschwiegen, hätt’st du doch den unseligen Vortrag nicht gehalten!

Wolfgang (erstaunt): Was – was sagst du?

Magdalene (immer weinend): Es zwang dich ja niemand dazu. Ach Wolfgang, wir hätten so glücklich und zufrieden sein können!

Wolfgang (sie anstarrend): Ja – ja – das hätten wir – (Es klopft. Ein Postbote erscheint an der Thür mit einem Paket.)

Postbote: Herrn Behring.

Wolfgang (sucht in seiner Westentasche): Ach Magdalene – willst du mal – 20 Pfennige –

Magdalene (nimmt aus ihrem Portemonnaie das Geld und giebt es dem Postboten): Hier.

Postbote: Danke schön. Adieu. (Ab.)

Magdalene (hastig): Aus Berlin?

Wolfgang: Ja.

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Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/74&oldid=- (Version vom 14.6.2022)