der Fürst triumphierend aus. „Sie werden zum ersten Mal die Langeweile, am Ende sogar die Sehnsucht kennen lernen. Sie werden sich sagen, daß Sie eines Wesens bedürfen, das Ihrer bedarf, und –“ er richtete sich auf – „die Hand ergreifen, die ich Ihnen, wir wollen nicht fragen wie oft, angeboten habe. Seien Sie aufrichtig –“ setzte er hinzu: „Könnten Sie wohl etwas Vernünftigeres thun?“
„Vernünftigeres,“ wiederholte die Gräfin langsam – „schwerlich.“
„Nun denn!“
„Nun denn? Sie sprachen vorhin von Liebe und jetzt sprechen Sie von Raison? Das sind Gegensätze, lieber Freund.“
„Keineswegs! Gegensätze lassen sich nicht verbinden, Liebe und Raison hingegen sehr gut; wir wollen es beweisen – Sie und ich!“
Marianne hob das Haupt und richtete ihre glanzvollen Augen auf ihn; unter diesem Blicke fühlte Klemens seine Zuversicht schwanken; einigermaßen verwirrt und ohne rechten Zusammenhang mit seiner früheren Rede schloß er: „Früh oder spät, auch Ihre Stunde kommt.“
„Beten Sie zu Gott, daß sie ausbleibe!“ entgegnete die Gräfin munter. „Wenn eine alte Frau anfängt zu schwärmen, dann geschieht es gewiß zu ihrem Unglück und zu ihrer Schmach, für irgend einen undankbaren Phaon, irgend einen flüchtigen Aeneas. Stellen Sie sich vor, wie Ihnen zu Muthe wäre, wenn Sie mich fänden
Marie von Ebner-Eschenbach: Nach dem Tode. In: Erzählungen. Berlin: Gebrüder Paetel, 1893, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erz%C3%A4hlungen_von_Marie_von_Ebner-Eschenbach.djvu/300&oldid=- (Version vom 31.7.2018)