„Weil er das ist,“ lautete die Antwort. „Vermögen ist Unvermögen in der Hand eines Menschen, der nichts vermag. In meiner Hand zum Beispiel, in der Euren!“
Schwer lastete auf dem alternden Manne das Bewußtsein, den Anforderungen der neuen Zeit, die für ihn unversehens hereingebrochen war, nicht genügen zu können. Das Gefühl der Ohnmacht, das ihn niederdrückte, sollte sein Sohn niemals kennen lernen; gerüstet sollte der in das streitbare Leben treten, arbeitsgewohnt in die thätigkeitsfrohe Welt. Der Vater meinte, ihn nicht zeitig genug auf eigene Füße stellen, auf eigene Kraft anweisen zu können.
„Es mußte sein! es geschah für ihn!“ damit tröstete der Graf sich und seine Frau nach dem Abschied von dem geliebten Kinde, das ihnen – eine spät erfüllte Hoffnung – noch im Alter geschenkt worden war.
Paul verstand die Wünsche und Erwartungen der Seinen und übertraf sie alle. Jahr um Jahr kehrte er zurück, reicher an errungenen Ehren. Daheim empfing ihn vergötternde Liebe; die Mutter lebte auf, der Vater vermochte kaum sein Entzücken über den herrlichen Sohn hinter still billigendem Ernste zu verbergen; alle Gesichter verklärten sich, das ganze Haus schimmerte im Freudenglanze. Wie ein verwunschener Prinz in den Tagen der Entzauberung zu seinem Königreiche kommt, so kam auch Paul für kurze Zeit in den Besitz seiner angestammten Rechte. Nach absolvirter Universität ging er nach England,
Marie von Ebner-Eschenbach: Nach dem Tode. In: Erzählungen. Berlin: Gebrüder Paetel, 1893, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erz%C3%A4hlungen_von_Marie_von_Ebner-Eschenbach.djvu/316&oldid=- (Version vom 31.7.2018)