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Seite:FFC13.djvu/24

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Volke so leicht, und sie hängen nicht von der Verschiedenheit der Sprachen ab. Die Sprachgrenze bringt das Wandern der metrischen Erzeugnisse des Volksgeistes zum Stehen oder erschwert es wenigstens sehr, aber das Wandern des ungebundenen Märchens hindert sie kaum. Für die Verbreitung der Märchen bedarf es nur des gegenseitigen Verkehrs der Individuen und der Völker. Ebenso wie sie in einunddemselben Volke von einer Persönlichkeit zur anderen übergehen, ebenso bringt der nähere Verkehr zwischen den Völkern sie von einem Volke zum anderen. Was das verschieden häufige Vorkommen einzelner Märchen und ihr weiteres oder engeres Verbreitungsgebiet betrifft, hängt dies teils von dem Alter des Märchens, von seiner Wanderungszeit, aber auch viel von seiner eigenen Beschaffenheit ab. Weil die Märchen als Mittel zur Erheiterung gebraucht werden, ist es natürlich, dass die unterhaltenden Märchen, von denen die Hörer mehr angezogen werden, sich schneller als die trockenen verbreiten. Das Märchen „die Tiere im Nachtquartier“ ist offenbar durch seinen fröhlichen Ton in den verschiedenen Ländern Europas so allgemein geworden, während das verwandte Märchen von den auf der Reise befindlichen Hausgeräten sich mit einer viel unbedeutenderen Verbreitung zufrieden geben musste. Die Anziehungskraft des Inhalts hat auch die Märchen von dem Manne, der sagte, er komme aus dem Paradies (Paris) (Mt. 1540), von den drei Zaubergegenständen und den wunderbaren Früchten u. a. zu den häufigsten Märchen Europas gemacht.

Gegen die mündliche Verbreitung der Märchen ist mitunter die Behauptung aufgestellt worden, dass dasselbe Märchen bei zwei weiter voneinander lebenden Völkern vorkommen, hingegen bei dem zwischen ihnen wohnenden Volke fehlen kann. Diese Erscheinung beweist jedoch nichts in Bezug auf die Verbreitung der Märchen, denn sie beruht fast immer auf dem Mangel an Sammlungen und ist

Empfohlene Zitierweise:
Antti Aarne: Leitfaden der vergleichenden Märchenforschung. Suomalaisen Tiedeakatemian Kustantama, Hamina 1913, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FFC13.djvu/24&oldid=- (Version vom 31.7.2018)