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Seite:FFC14.djvu/14

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Werke auch die Rahmenerzählung der Sammlung vom Könige, der sich jeden Tag eine neue Frau nahm, deren Vorgängerin er jeden Morgen aufhängen liess, und von der klugen Königstochter, die durch ihre Erzählungen den König bewog, ihre Hinrichtung von einem Tage zum anderen zu verschieben. Als Tausend Nächte auf diese Weise vergangen waren, schenkte der König dem Mädchen das Leben und erhob sie zu seiner Gemahlin. Im Laufe der Jahrhunderte ist die Sammlung zu einem Riesenwerke angewachsen. Sie hat Zusätze in Bagdad und ihre späteste Form, wahrscheinlich im 15. Jahrhundert, in Ägypten gefunden. Viele Völker haben ihren Anteil an Tausend und einer Nacht, ja sogar die abendländische Literatur hat auf ihre Zusammensetzung Einfluss gehabt. Die Klarlegung des Ursprungs der einzelnen Erzählungen ist oft schwer und fordert für jeden Fall genaue Spezialforschungen. Die beliebtesten Motive bilden die arabischen Kalifen und ihr Hofleben, aber daneben wird dem Leser das Leben aller Volksschichten in den buntesten Farben vorgeführt. Von den Erzählungen ist nur ein Teil eigentliche Märchen, und einige von ihnen sind sowohl im Volksmunde als in der Literatur sehr bekannt, z. B. Aladdin und seine Zauberlampe (Mt. 561), die zwei neidischen Schwestern (Mt. 707) und Ali Baba und vierzig Räuber.

Die von Galland benutzte, aus Syrien stammende Handschrift ist die älteste der Handschriften der Sammlung Tausend und eine Nacht. Sie enthält nur die Einleitung und die ersten Erzählungen, die sich auf 282 Nächte verteilen, und ist ihrer Grösse nach der vierte Teil der vollständigen Tausend und eine Nacht. Nach Galland sind viele europäische Übersetzungen erschienen, die teils in wissenschaftlicher Absicht, teils zur Unterhaltung für die Kinder und die Jugend veröffentlicht worden sind. Die Lebhaftigkeit und Kraft der Phantasie macht nämlich die Erzählungen der Tausend und eine Nacht selbst für unsere

Empfohlene Zitierweise:
Antti Aarne: Übersicht der Märchenliteratur. Suomalaisen Tiedeakatemian Kustantama, Hamina 1914, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FFC14.djvu/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)