Seite:Faust II (Goethe) 020.jpg

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Ich lege Schwert und Scepter nieder,

Und will mit eignen hohen Händen,
Wenn du nicht lügst, das Werk vollenden,

5005
Dich, wenn du lügst, zur Hölle senden!


Mephistopheles.
Den Weg dahin wüßt’ allenfalls zu finden –
Doch kann ich nicht genug verkünden
Was überall besitzlos harrend liegt.
Der Bauer, der die Furche pflügt,

5010
Hebt einen Goldtopf mit der Scholle,

Salpeter hofft er von der Leimenwand
Und findet golden-goldne Rolle,
Erschreckt, erfreut in kümmerlicher Hand.
Was für Gewölbe sind zu sprengen,

5015
In welchen Klüften, welchen Gängen

Muß sich der Schatzbewußte drängen,
Zur Nachbarschaft der Unterwelt!
In weiten, allverwahrten Kellern,
Von goldnen Humpen, Schüsseln, Tellern,

5020
Sieht er sich Reihen aufgestellt;

Pokale stehen aus Rubinen,
Und will er deren sich bedienen
Daneben liegt uraltes Naß.
Doch – werdet ihr dem Kundigen glauben –

5025
Verfault ist längst das Holz der Dauben,

Der Weinstein schuf dem Wein ein Faß.
Essenzen solcher edlen Weine,

Gold und Juwelen nicht alleine,
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_020.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)