Seite:Faust II (Goethe) 268.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Nur als Soldat legt’ ich den Harnisch an,
10410
Zu höh’rem Zweck ist er nun umgethan.

Bei jedem Fest, wenn’s noch so glänzend war,
Nichts ward vermißt, mir fehlte die Gefahr.
Wie ihr auch seyd, zum Ringspiel riethet ihr,
Mir schlug das Herz, ich athmete Turnier;

10415
Und hättet ihr mir nicht vom Kriegen abgerathen,

Jetzt glänzt’ ich schon in lichten Heldenthaten.
Selbstständig fühlt’ ich meine Brust besiegelt
Als ich mich dort im Feuerreich bespiegelt;
Das Element drang gräßlich auf mich los;

10420
Es war nur Schein, allein der Schein war groß.

Von Sieg und Ruhm hab’ ich verwirrt geträumt,
Ich bringe nach was frevelhaft versäumt.
(Die Herolde werden abgefertigt zu Herausforderung des Gegenkaisers.)

Faust geharnischt, mit halbgeschlossenem Helme.

Die drey Gewaltigen gerüstet und gekleidet wie oben.

Faust.
Wir treten auf und hoffen ungescholten;
Auch ohne Noth hat Vorsicht wohl gegolten.

10425
Du weißt das Bergvolk denkt und simulirt,

Ist in Natur- und Felsenschrift studirt.
Die Geister, längst dem flachen Land entzogen,
Sind mehr als sonst dem Felsgebirg gewogen.
Sie wirken still durch labyrinthische Klüfte,

10430
Im edlen Gas metallisch reicher Düfte;

Im steten Sondern, Prüfen und Verbinden

Ihr einziger Trieb ist Neues zu erfinden.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_268.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)