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wiederzugeben, oft eine gewisse Trägheit, wie es denen gewöhnlich ergeht, die allzu Schwieriges unternehmen. 8 Indes ermunterten mich viele, das Werk fortzusetzen, in erster Reihe Epaphroditus, ein Mann, der allen Wissenschaften und besonders der Geschichte sehr zugethan war, zumal er selbst grosse Ereignisse und mancherlei Schicksale erlebt hatte, wobei er stets eine geistig hervorragende Natur und unerschütterte Wahrheitsliebe offenbarte. 9 Diesem hochherzigen Gönner aller nützlichen und ehrbaren Bestrebungen gegenüber schämte ich mich, den Anschein zu erwecken, als ob ich den Müssiggang fleissiger Arbeit vorzöge, und ich nahm daher alle meine Geisteskräfte zusammen. Dazu kam noch, dass ich immer und immer wieder erwog, wie gern unsere Vorfahren ihre Geschichte den Fremden mitzuteilen geneigt waren, und wie manche Griechen vor Eifer brannten, unsere Schicksale kennen zu lernen.

(3.) 10 Ich erfuhr besonders, dass der König Ptolemaeus II., wie er überhaupt den Wissenschaften und dem Bibliothekswesen sehr zugethan war, danach verlangte, unsere Gesetze und die Bestimmungen unserer Staatsverfassung ins Griechische übertragen zu sehen, 11 und dass Eleazar, der an Tugend keinem unserer Hohepriester nachstand, keinen Anstand nahm, dem Könige den Gebrauch derselben zu gestatten, den er doch gewiss verweigert haben würde, wenn es nicht bei uns alte Sitte gewesen wäre, Gutes und Anständiges vor niemand geheim zu halten. 12 Daher glaubte ich, dass es auch mir wohl anstehe, die Grossmut unseres Hohepriesters nachzuahmen, umso mehr, als ich überzeugt bin, dass auch heute gar viele es dem König an Wissbegierde gleich thun möchten. Doch hat der König nicht die ganze heilige Schrift erhalten können, sondern die, welche nach Alexandrien zum Zwecke der Interpretation gesandt worden waren, haben ihm nur die Gesetzbücher übergeben. 13 Es sind aber noch ausserdem unzählige andere Dinge in den heiligen Schriften aufbewahrt, die die Geschichte von 5000 Jahren mit ihren merkwürdigen

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/14&oldid=- (Version vom 4.8.2020)