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engen, von beiden Seiten durch Einfriedigungen begrenzten Stelle ein Engel Gottes, und die Eselin, auf welcher Balam ritt, wich, als ob sie den Geist Gottes gemerkt hätte, gegen die eine Einfriedigung aus, ungeachtet der Schläge, die ihr Balam versetzte, der sich an der Wand durch Anstossen den Fuss verletzt hatte. 109 Als aber der Engel nicht wich, und Balam die Eselin wiederum heftig schlug, fiel diese zu Boden, fing auf Geheiss Gottes mit menschlicher Stimme an zu reden und schalt den Balam ob seiner Ungerechtigkeit: Obgleich er über ihre bisherigen Dienste sich doch nicht zu beklagen habe, misshandle er sie jetzt mit Schlägen und sehe nicht ein, dass Gott ihn daran hindern wolle, denen zu Willen zu sein, zu denen er sich begebe. 110 Balam stand erstaunt und verwirrt da über die menschliche Stimme der Eselin; noch mehr aber erschrak er, als er auf einmal den Engel erblickte, der auch seinerseits ihm Vorwürfe darüber machte, dass er die Eselin geschlagen habe. Denn das Tier trage keine Schuld, er selbst vielmehr wolle ihn daran hindern, gegen den Willen Gottes diese Reise zu machen. 111 Balam wollte nun umkehren; Gott aber hiess ihn seinen Weg fortsetzen, nur müsse er dem Balak das verkünden, was er (Gott) ihm eingeben werde.

(4.) 112 Nachdem Gott ihm dies befohlen, kam er zu Balak. Dieser empfing ihn ehrenvoll, und Balam verlangte alsdann, auf einen Berg geführt zu werden, von wo er das Lager der Hebräer überschauen könne. Der König war sogleich dazu bereit und führte den Seher mit königlichem Geleit auf einen hochragenden Berg, der vom Lager der Hebräer sechzig Stadien[1] entfernt war. 113 Als Balam dieses erblickt hatte, trug er dem König auf, sieben Altäre errichten und ebenso viele Stiere und Widder herbeibringen zu lassen. Der König that das sogleich, und nun brachte Balam ein Brandopfer dar, um zu erforschen, ob die Israëliten die Flucht ergreifen

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/212&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
  1. 1 Stadion = 185 Meter.