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weil der König, um mit Ehud zu reden, die Diener weggeschickt hatte. 192 Und da der König auf dem Pfühle sass, und Ehud fürchtete, er möchte ihn nicht richtig treffen und ihm nur eine ungefährliche Wunde beibringen, bewog er ihn zum Aufstehen, indem er ihm sagte, er müsse ihm auf Gottes Befehl einen Traum erzählen. 193 Als nun der König vor Freude über die zu erwartende Traumerzählung von seinem Lager aufsprang, stiess ihm Ehud den Dolch ins Herz und liess ihn in der Wunde stecken. Dann eilte er hinaus und schloss die Thür hinter sich zu. Die Diener aber glaubten, der König sei in Schlaf gefallen, und überliessen sich daher selbst der Ruhe.

(3.) 194 Ehud benachrichtigte sogleich die Bewohner Jerichos von dem Geschehenen und ermahnte sie, sich zu ihrer Befreiung anzuschicken. Diese nahmen die Nachricht freudig auf, eilten zu den Waffen und schickten Boten durch das ganze Land, die unter dem Schall von Widderhörnern das Ereignis bekannt machen sollten. Denn das war die althergebrachte Art, das Volk zusammenzurufen. 195 Die Diener des Eglon erfuhren lange nicht, was geschehen war. Als aber der Abend herankam, fürchteten sie doch, es möchte ihm etwas Ungewöhnliches zugestossen sein, und begaben sich in sein Gemach. Und da sie ihn tot vorfanden, waren sie völlig ratlos. Bevor aber die Besatzung sich versammeln konnte, wurde sie von den Israëliten in grosser Anzahl überfallen: 196 einige wurden auf der Stelle getötet, andere, deren mehr als zehntausend waren, wandten sich zur Flucht, um in das Land der Moabiter zu entkommen. Die Israëliten aber besetzten die Furt des Jordan, wo der Übergang sich bewerkstelligen liess, verfolgten sie und machten sie nieder, sodass nicht einer ihren Händen entkam. 197 So wurden die Hebräer aus der moabitischen Knechtschaft befreit. Ehud aber ward mit dem Oberbefehl über das ganze Volk betraut und starb, nachdem er diesen achtzig Jahre lang innegehabt hatte. Er war, auch abgesehen von der erwähnten,

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/284&oldid=- (Version vom 23.9.2020)