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Erscheinung in Gestalt eines Jünglings, der sich glückselig und Gottes Liebling nannte. Gedeon entgegnete ihm, es sei wohl ein grosser Beweis von Gottes Güte, dass er die Kelter anstatt der Tenne gebrauchen müsse. 214 Der Jüngling aber hiess ihn gutes Mutes sein und sagte ihm, er solle es unternehmen, dem Volke die Freiheit wieder zu erringen. Gedeon aber antwortete, das sei unmöglich, denn sein Stamm sei zu gering an Zahl und er selbst noch zu jung, um an so etwas auch nur denken zu können. Gott aber verhiess ihm, er werde ihm das, was ihm mangele, ersetzen und den Israëliten den Sieg verleihen, wenn Gedeon sie nur führen wolle.

(3.) 215 Diesen Vorgang erzählte Gedeon einigen anderen Jünglingen und fand Glauben bei ihnen. Und in kurzer Zeit war ein Heer von zehntausend Mann gerüstet. Gott aber erschien dem Gedeon im Traum und sprach zu ihm, die Menschen seien so geartet, dass sie sich selbst zu sehr liebten und andere, die besonders tugendhaft seien, hassten, sodass sie nicht gern zugäben, sie hätten einen Sieg Gott zu verdanken, ihn vielmehr sich selbst und einem grossen wohlausgerüsteten Heere zuschrieben. 216 Damit sie nun erführen, dass der Sieg nur von göttlicher Hilfe abhänge, solle er das Heer, wenn die Hitze am grössten sei, an den Fluss führen, und diejenigen, die niederknieten und so trinken, solle er für tapfere Männer halten, die aber, die es mit Zögern und unruhig thun würden, solle er als furchtsam ansehen. 217 Als nun Gedeon, dem Befehle Gottes gehorchend, diesen Versuch machte, fanden sich dreihundert Männer, die das Wasser furchtsam und mit Zittern an den Mund brachten. Da befahl ihm Gott, mit diesen dreihundert solle er den Feind angreifen. Sie schlugen also das Lager am Jordan auf, den sie am folgenden Tage überschreiten wollten.

(4.) 218 Als nun Gedeon in grosser Furcht sich befand, da Gott ihm geboten hatte, die Feinde in der Nacht anzugreifen‚ wollte Gott ihm alle Angst benehmen und befahl ihm daher, er solle mit einem von den Kriegern

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/288&oldid=- (Version vom 23.9.2020)