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er habe auf einmal alle Söhne verloren und das noch durch ein Verbrechen ihres Bruders, ergriff ihn heftiger Schmerz, welcher sich noch steigerte im Gedanken an den, der ihm als Urheber des Mordes war gemeldet worden. Und ohne die Sache näher zu untersuchen oder genauere Nachrichten abzuwarten, wie dies doch bei einer so schrecklichen und fast unglaublichen Frevelthat am Platz gewesen wäre, zerriss er sein Gewand, warf sich zur Erde und betrauerte alle seine Söhne, die Gemordeten sowohl wie den Mörder. 178 Jonathas aber, der Sohn seines Bruders Samas, bat ihn, er möge sich doch in seiner Trauer mässigen und nicht glauben, alle seine Söhne seien umgebracht, da kein Grund vorhanden sei, das zu befürchten. In betreff des Amnon aber möge er eine Nachforschung anstellen lassen, denn es sei wahrscheinlich, dass Abesalom wegen der Schändung der Thamar es unternommen habe, ihn zu töten. 179 Unterdes vernahmen sie auf einmal Pferdegetrappel und sahen einen Schwarm Reiter ankommen; es waren des Königs Söhne, die vom Gastmahl aufgestanden und entflohen waren. Da sie nun weinten, ging ihnen der Vater traurig entgegen, obgleich er wider Erwarten diejenigen lebend erblickte, die man ihm schon tot gemeldet hatte, 180 und alle brachen in Jammern und Schluchzen aus‚ die Brüder um ihren Bruder, der König um seinen ermordeten Sohn. Abesalom floh darauf nach Gethsura zum Beherrscher dieses Landes, der sein Grossvater mütterlicherseits war, und hielt sich bei ihm drei volle Jahre auf.

(4.) 181 Eines Tages aber kam es David in den Sinn, zu seinem Sohne Abesalom zu schicken und ihn zu sich kommen zu lassen, nicht um ihn zu bestrafen, sondern um ihn wieder bei sich zu haben; denn mit der Zeit hatte Davids Zorn sich gelegt. Sein Feldherr Joab bestärkte ihn in diesem Vorhaben noch mehr. 182 Denn auf seine Veranlassung ging eine alte Frau im Trauergewande zum König und teilte diesem mit, ihre beiden Söhne seien auf dem Felde in Streit geraten, und da niemand zugegen gewesen, der ihn geschlichtet hätte, sei

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 424. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/423&oldid=- (Version vom 23.9.2020)