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Herrschaft nicht gleich mit Bestrafungen zu beginnen. Vielmehr möge David bedenken, dass er seine Verirrungen bereue und ihm zuerst entgegengeeilt sei. 265 Als er nun so flehte und des Königs Mitleid zu erwecken suchte, warf Abessa, Joabs Bruder, ein: „Wie solltest du den Tod nicht erleiden, da du den geschmäht hast, den Gott zur Herrschaft berief?“ David aber wandte sich zu ihm und sprach: „Wollt ihr denn, Söhne der Sarvia, euch nicht ruhig verhalten? Erregt uns doch nicht wieder neuen Aufruhr, nachdem der alte kaum unterdrückt, ist. 266 Ihr wisst doch wohl, dass ich heute meine Regierung wieder antrete; deshalb schwöre ich, dass ich allen, die gegen mich gefrevelt haben, ihre Strafe erlassen und ihrer Vergehungen nicht mehr gedenken will. Du, Semeï, sei also getrost und fürchte nicht, dass du die Todesstrafe erleiden müsstest.“ Semeï fiel darauf dem Könige zu Füssen und dankte ihm; dann begab er sich weiter.

(3.) 267 Darauf begegnete dem David auch Sauls Enkel Memphibost in schmutzigem Gewand und mit langem, vernachlässigtem Haupthaar. Denn er hatte seit der Flucht des Königs aus Trauer weder sein Haar scheren lassen noch sein Kleid gereinigt, da er des Königs Missgeschick so schwer beklagte, als ob es sein eigenes gewesen wäre. Ausserdem hatte ihn auch sein Verwalter Sibas beim Könige falsch angeklagt. 268 Sobald er den König begrüsst und ihm die schuldige Ehrenbezeugung erwiesen hatte, fragte ihn David, weshalb er nicht mit ihm ausgezogen sei und an seiner Flucht Anteil genommen habe. Memphibost entgegnete, daran sei Sibas schuld. „Denn dieser,“ sagte er, „hat trotz meines Befehls, alles zur Reise zu rüsten, dies nicht gethan und meine Worte in den Wind geschlagen, als ob ich sein Sklave wäre. 269 Hätte ich nun gesunde Füsse gehabt, so wäre ich dir gewiss gefolgt. Aber er war noch nicht einmal damit zufrieden, die Bezeugung meiner Treue gegen dich zu vereiteln, sondern er hat mich auch noch obendrein geschmäht und verleumdet. Ich weiss jedoch,

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 441. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/440&oldid=- (Version vom 23.9.2020)