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fing er an, von den Gebräuchen und Satzungen seines Vaters abzufallen, und so entsprach sein Ende nicht seinem Leben. 191 Denn er gab sich unmässig den Weibern hin, und schliesslich genügten ihm die einheimischen Frauen nicht mehr, sondern er verband sich auch mit fremden, Sidonierinnen, Tyrierinnen, Ammaniterinnen und Idumäerinnen, und übertrat so die Gesetze des Moyses, der alle Ehen mit Ausländerinnen untersagt hatte. 192 Gleichzeitig fing er auch an, aus Liebe zu diesen Frauen deren Götzendienst zu treiben. Denn eben deshalb hatte der Gesetzgeber das Eingehen von Ehen mit fremden Weibern verboten, damit die Hebräer nicht deren Gebräuche und Götzenverehrung annähmen und von ihren eigenen Gesetzen und der Verehrung Gottes abfielen. 193 Darauf achtete aber Solomon in seinem wilden Vergnügungstaumel nicht. Weil er nun ausser der Tochter Pharaos nicht weniger als siebzig Gattinnen und dazu noch dreihundert Kebsweiber hatte, geriet er in eine derartige Abhängigkeit von ihnen, dass er ihre Gebräuche annahm und, um ihnen Beweise seiner Zuneigung und Liebe zu geben, ihren heimatlichen Sitten sich anzubequemen für nötig hielt. 194 Und da er auch schon im Alter vorgerückt war, und seine Urteilskraft zu schwach wurde, als dass er sich die Einrichtungen seines Volkes wieder ins Gedächtnis hätte zurückrufen können, vernachlässigte er Gott noch mehr und ergab sich ganz dem Götzendienste seiner fremden Weiber. 195 Auch früher hatte er ja schon gesündigt und gegen die Gesetzesvorschriften verstossen, als er die ehernen Bilder von Rindern als Untersatz für das eherne Meer und die Löwen für seinen Thron hatte anfertigen lassen: denn deren Herstellung war nicht erlaubt. 196 Obgleich er nun das schöne Tugendbeispiel und den Ruhm seines Vaters, den dieser als Lohn für seine Frömmigkeit hinterlassen, vor Augen hatte, und obgleich ihn Gott zweimal in einer Traumerscheinung ermahnte, in den Fussstapfen seines Vaters zu wandeln, wich er doch von dem Pfade der Tugend ab und starb infolgedessen eines ruhmlosen

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 501. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/500&oldid=- (Version vom 23.9.2020)