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ihm nämlich Trauriges zu verkünden), berief er frühmorgens die weisesten der Aegyptier und verlangte von ihnen die Auslegung der Träume. 76 Und als diese in ihren Meinungen schwankten, wurde der König um so mehr beunruhigt. Der Mundschenk aber erinnerte sich, da er den König wegen der Träume in Unruhe sah, des Joseph und seiner Geschicklichkeit im Traumdeuten. 77 Er ging also zum König und erzählte ihm von Joseph, von dem Traum, den er ihm gedeutet, dass der Ausgang genau der Deutung entsprochen habe, und dass an demselben Tage der oberste der Bäcker gekreuzigt worden sei, ebenfalls genau nach Josephs Deutung. 78 Der letztere sei von dem Küchenmeister Petephres gefangen gesetzt worden, dessen Knecht er gewesen sei. Er sei ein Hebräer und von angesehenem Geschlecht. Diesen möge der König zu sich bescheiden, wenn anders er nicht wegen seiner gegenwärtigen üblen Lage darauf verzichten wolle, und er werde dann von ihm erfahren, was die Träume bedeuteten. 79 Da befahl der König, dass Joseph ihm vorgeführt werde; und diejenigen, denen dies oblag‚ kleideten und schmückten ihn nach des Königs Befehl und führten ihn demselben vor.

(5.) 80 Der König aber nahm ihn bei der Hand und sprach: „O Jüngling, mein Diener hat mir Beweise von deiner Tugend und Einsicht gegeben; also gewähre auch mir die Gefälligkeit, die du ihm erwiesen hast, und verkünde mir die Deutung der Träume, die ich gehabt. Doch will ich, dass du nichts verschweigst, auch darfst du mir nicht mit schmeichlerischer, auf Gunst und Wohlgefallen gerichteter Rede dienen, wenn auch das Antlitz der Wahrheit etwas erschrecklicher sein sollte. 81 Also es träumte mir, ich wandelte längs eines Flusses dahin und sähe sieben wohlgenährte und durch Grösse ausgezeichnete Kühe aus dem Flusse kommen und auf einen Sumpf zugehen, sowie sieben andere sehr magere und hässliche Kühe aus dem Sumpfe steigen und jenen entgegengehen. Die mageren Kühe aber verschlangen die sieben fetten und grossen Kühe, ohne dass sie dadurch zunahmen;

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/85&oldid=- (Version vom 4.8.2020)