nichts Schlimmes zufügen werde. Wirklich that Antiochus nach Einnahme der Stadt ihnen auch nichts anderes zuleide, als dass er sie wehrlos aus der Stadt auswies und von seinen eigenen Truppen eine Besatzung hineinlegte. 377 Was aber Jerusalem angeht, so kostete den König die Belagerung des Heiligtums doch eine ungleich längere Zeit, da die im Tempel eingeschlossenen Juden sich mit zäher Ausdauer verteidigten. Jeder Maschine des Königs nämlich stellten sie eine andere entgegen. 378 Bei den Belagerten aber trat sehr rasch Mangel an Lebensmitteln ein, weil das vorrätige Getreide verzehrt war und das Land in diesem Jahre nicht bebaut werden durfte. Das Jahr war nämlich gerade ein siebentes Jahr, in welchem nach dem Gesetze der Boden brach liegen musste. Viele der Belagerten entflohen daher aus Mangel am Notwendigsten, und nur wenige blieben zurück.
(6.) 379 So erging es den Juden, die im Tempel belagert wurden. Auf einmal aber erhielten der Heerführer Lysias und der König Antiochus die Nachricht, Philippus sei aus Persien gekommen und erhebe selbst Anspruch auf den Thron. Das veranlasste sie, die Belagerung aufzuheben und sich gegen Philippus zu wenden. Doch beschlossen sie, den Anführern und dem Heere den wahren Grund ihres Abzuges zu verheimlichen. 380 Vielmehr trug der König dem Lysias auf, den Führern wie den Soldaten, ohne von des Philippus Absichten zu sprechen, mitzuteilen, die Belagerung nehme doch zu viel Zeit in Anspruch, und der Platz sei zu stark befestigt. Auch stelle sich schon Mangel an Lebensmitteln ein, und im Reiche sei noch vieles zu erledigen, 381 sodass es besser sei, mit den Belagerten und dem ganzen Volke Frieden und Freundschaft zu schliessen, indem man sie ruhig nach ihrem Gesetze, dessen Vernichtung der Zweck des Krieges gewesen sei, leben lasse und in die Heimat zurückkehre. Diese Worte des Lysias fanden den Beifall sowohl der Anführer als auch des ganzen Heeres.
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/118&oldid=- (Version vom 12.12.2020)