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zwar aus folgendem Grunde. Ein gewisser Hyrkanus, der erste von den vielen Hohepriestern dieses Namens, hatte in der Nachbarschaft des Tempels einen Turm erbaut, wo er seine meiste Zeit zubrachte und das in seinem Gewahrsam befindliche Gewand, welches nur er allein tragen durfte, niederlegte, so oft er in gewöhnlicher Kleidung zur Stadt ging. Dasselbe thaten auch seine Söhne und Enkel. 92 Als nun Herodes König wurde, liess er den günstig gelegenen Turm ausbauen und nannte ihn seinem Freunde Antonius zu Ehren Antonia. Das hohepriesterliche Gewand verwahrte er dort weiter, so wie er es vorfand, weil er der Meinung war, das Volk werde aus diesem Grunde nichts gegen ihn unternehmen. 93 Ebenso wie Herodes that auch sein Sohn und Nachfolger Archelaus, und als nun die Römer des letzteren Reich in Besitz nahmen, fanden sie auch das hohepriesterliche Gewand, das in einem steinernen Behälter verwahrt lag und zwar unter dem Siegel der Priester und der Schatzmeister, und vor dem der Burghauptmann täglich ein Licht anzünden musste. 94 Sieben Tage vor einem Feste wurde das Gewand vom Burghauptmann den Priestern übergeben, dann gereinigt und vom Hohepriester benutzt. Am Tage nach dem Feste aber wurde es wieder in den Behälter eingeschlossen, in welchem es früher gelegen hatte. So hielt man es jährlich an den drei Festen und am grossen Fasttage. 95 Vitellius also gestattete die Aufbewahrung des Gewandes nach dem Gebrauche unserer Väter und gab dem Burghauptmann den Auftrag, sich weder um den Ort, wo es niedergelegt wurde, noch um den Tag, an dem es zur Verwendung kam, zu kümmern. Durch diese Anordnung gewann er sich die Zuneigung des Volkes. Alsdann entsetzte er den Hohepriester Joseph, der auch Kaiaphas hiess, seines Amtes, übertrug dasselbe an Jonathas, den Sohn des Hohepriesters Ananus, und kehrte sodann wieder nach Antiochia zurück.

(4.) 96 Unterdessen hatte Tiberius dem Vitellius den schriftlichen Auftrag erteilt, mit dem Partherkönige Artabanus

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 521. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/521&oldid=- (Version vom 13.12.2020)