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Caesar erhalten habe; denn es war allgemein bekannt, wie Chaerea beim Empfang dieses Schriftstückes verhöhnt wurde.[1] 54 Chaerea aber merkte den Spott, dankte Minucianus für seine gütige Nachfrage und fuhr dann fort: „Gieb mir nun ein Pfand der Freiheit, und ich will dir Dank dafür wissen, dass du mich mehr in Erregung gebracht hast, als mein Charakter verträgt. 55 Es bedarf auch keiner Worte mehr, um mich aufzuhetzen, wenn du der nämlichen Meinung bist wie ich und meine Ansicht schon vor dieser Zusammenkunft geteilt hast. Ich bin nur mit einem einzigen Schwerte umgürtet, aber es langt für zwei. Daher lass uns zum Werke schreiten: 56 entweder folge ich deiner Führung, wenn du so willst, oder ich gehe voran und du leihst mir deinen Schutz und Beistand. Keines Stahls bedürfen Männer, die mutige Entschlossenheit zur Schau tragen; denn auch dem Stahl verleiht nur Thatkraft seine Schärfe. Mächtig treibt es mich zur That, und keine Furcht vor dem, was mich treffen mag, lähmt mir den Arm. 57 Denn keine Zeit habe ich, an meine eigene Gefahr zu denken, wenn ich das Geschick meines aus goldener Freiheit in schmählichste Knechtschaft gestürzten Vaterlandes, die Vernichtung der Autorität des Gesetzes und das allen Menschen von Gajus drohende Verderben beklagen muss. 58 Möchte ich nur hierbei dein Vertrauen gewinnen und auf deine Zustimmung rechnen dürfen!“

(10.) 59 Minucianus verstand wohl, wohin diese Worte zielten, umarmte den Chaerea herzlich und erhöhte dadurch dessen Mut und Vertrauen nicht wenig. Dann entliess er ihn unter den besten Wünschen für das Gelingen seines Planes. 60 Man sagt auch, er habe seine Zuversicht noch auf folgende Weise gestärkt. Als Chaerea eines Tages auf dem Wege zur Curie sich befand, soll eine Stimme aus der Volksmenge ihn aufgefordert haben, das Erforderliche durchzuführen und auf den Beistand der Götter zu vertrauen. 61 Im ersten

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 583. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/583&oldid=- (Version vom 13.12.2020)
  1. Vergl. Suetonius, Caligula, 56.