(1.) 11 Nachdem Alexander zwölf und sein Nachfolger Ptolemaeus Soter vierzig Jahre regiert hatte, bestieg Philadelphus den Thron Aegyptens und behielt die Herrschaft neununddreissig Jahre lang. Er liess die Gesetze der Juden ins Griechische übertragen und setzte die in aegyptischer Knechtschaft schmachtenden Jerusalemer, hundertzwanzigtausend an der Zahl, in Freiheit, und zwar aus folgender Veranlassung. 12 Demetrius Phalereus, der Oberbibliothekar des Königs, bemühte sich, womöglich alle Bücher des Erdkreises zu sammeln, und kaufte alles auf, was nur irgend des Studiums wert war und dem Könige, dem das Bibliothekwesen sehr am Herzen lag, gefiel. 13 Als Ptolemaeus ihn nun einmal fragte, wie viele tausend Bücher er schon zusammengebracht habe, entgegnete er: Einstweilen zweihunderttausend, doch hoffe er es bald auf fünfhunderttausend zu bringen. 14 Er habe auch in Erfahrung gebracht, dass es bei den Juden viele Bücher über deren Gebräuche gebe, die des Studiums wert seien und einen Platz in der königlichen Bibliothek verdienten, die aber, da sie in hebraeischer Sprache und hebraeischen Buchstaben geschrieben seien, der Übersetzung ins Griechische viele Schwierigkeiten bereiten würden. 15 Obgleich nämlich die Schrift der Juden der syrischen ganz ähnlich sei und auch ihre Sprache sich nicht viel von der syrischen unterscheide, sei doch Sprache wie Schrift durchaus eigenartig. Dennoch könne den König, da er die nötigen Mittel zur Bestreitung der Kosten zu gewähren imstande sei, nichts abhalten, diese Bücher übersetzen zu lassen und seiner Bibliothek einzuverleiben. 16 Da nun dem Könige der Eifer des Demetrius für die Vermehrung der Büchersammlung sehr gefiel, schrieb er dem Hohepriester
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt2GermanClementz.pdf/61&oldid=- (Version vom 12.12.2020)