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Ich weiß nicht wo und ich weiß nicht wann, lebten einmal vier überaus glückliche Menschen unter Einem Dache, und dieses Dach war das eines alten Klosters, welches man hatte aussterben lassen, weil es so gar entfernt von allen menschlichen Wohnungen mitten in einem dichten Waldgebirge lag. Die jetzigen Bewohner waren: erstens Herr Florian, ein gewaltig großer Hexenmeister, welcher lange Zeit gleich Philadelphia, Bosco und Döbler vor allen hohen und niedern Potentaten zum Naserümpfen eines hohen Adels und zum größten Vergnügen des niedern, namentlich des jüngeren Publikums, seine Künste gezeigt hatte.
Jetzt hatte er, wie man sagt, sein Schäfchen im Trockenen, denn das schöne alte und noch wohlerhaltene Klostergebäude, die ausgedehnten Gärten und Fischteiche, und der Wald, soweit man die Abends von selbst läutende Klosterglocke hören konnte, alles das war mit schönen blanken Friedrichsd’ors bezahlt, und als das Geld dießmal nicht, wie sonst oft beim Herrn Florian, sich in Blumen oder Spinnen verwandelte, so übergaben die Administratoren richtig alles dem Hexenmeister. Dieser, den man sich als einen schönen großen alten Mann denken muß mit silberweißen Locken und Augenbraunen, in einem Schlafrocke von violettem echtem Sammet, mit echtem Hermelin gefüttert, mit seidenen Strümpfen, und Schuhen mit Steinschnallen, dieser Herr Florian lebte jetzt wie ein ganz gewöhnlicher Mensch. Er trank täglich zwanzig Tassen Kaffee und rauchte dazu ein Dutzend Pfeifen, zankte mit seinem alten, krummbeinigen Diener Martin, und lobte seine beiden fleißigen Zöglinge, den Franz und die Marie. Das waren nämlich ein paar Waisenkinder aus dem am wenigsten entfernten Dorfe, welche er zur großen Freude der Herren Gemeindevorsteher zu sich genommen hatte, um sie zu nähren, zu kleiden und zu unterrichten, aber nicht wie die gewissenlosen Herren Gemeindevorsteher geglaubt hatten, in der schwarzen und weißen Magie, sondern in guter, christkatholischer Gottesfurcht, in Rechnen, Schreiben und Lesen, in Geographie und Geschichte, im Bäume oculiren und Hanfbrechen, Feldbau und Weinzucht, kurz in Allem, was einst nöthig war, damit sie sich, wie er wünschte, später heirathen und nach seinem Tode in Haus und Hof wirthschaften könnten.
Kaspar Braun, Friedrich Schneider (Red.): Fliegende Blätter (Band 1). Braun & Schneider, München 1845, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fliegende_Bl%C3%A4tter_1.djvu/125&oldid=- (Version vom 17.8.2017)