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Seite:Fliegende Blätter 1.djvu/181

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Nro. 23.
Bestellungen werden in allen Buch- und Kunsthand- Erscheinen monatlich zwei bis drei Mal. Subscriptionspreis
lungen, so wie von allen Postämtern und Zeitungs- für den Band von 24 Nummern 3 fl. 36 kr. R.-W. od. 2 Rthlr.
expeditionen angenommen. Einzelne Nummern kosten 12 kr. R.-W. od. 3 ggr.


Die schöne Geschichte
von dem Manne, welcher die Langeweile kennen lernen wollte.
Aus seines Vetters Nachlaß herausgegeben von F. Röse.




Erstes Kapitel.
Durchaus ähnliche, nach der Natur aufgenommene Portraits von Herrn Jacob Melchior und Frau Melchior.



Nur weil der Held dieser Geschichte, – insofern man Herrn Jakob Melchior junior überhaupt einen Helden nennen kann – mir so überaus nahe steht, und der Gegenstand meiner größten Achtung und Liebe seyn muß – wie der günstige Leser am Schluße der Geschichte selbst einsehen wird – habe ich mich entschlossen, diese langweilige Lebensgeschichte zu schreiben, der ich sonst meines Gewerbes ein Adonisateur de la tête, wie man in Berlin sagt, auf Deutsch ein Perrüquier war, und möchte ich mich bei dieser Gelegenheit mit allen einschlagenden Kopfarbeiten einem hohen Adel und niedern Publikum gehorsamst empfohlen haben.

Fast hätte ich die Sache aber schon gleich im Anfange wieder aufgegeben, und aus den schön gefalteten Bögen Papilloten gemacht, weil ich gleich zu sehr spürte: Aller Anfang ist schwer. Wochenlang zerbrach ich mir den Kopf, ja ich war zuletzt ganz außer mir, wie ich das Geschäft angreifen sollte, da rieth mir ein guter Freund: Weil meine Geschichte auch langweilig werden sollte, könnte ich am Besten jene von Eugen Sue zum Muster nehmen, und die fiengen alle damit an, daß sie ein möglichst getreues Bild von allen Hauptpersonen zu geben sich bemühten.

Demnach habe ich nun gleich zu Anfang meiner Schrift das Bild Herrn Jakob Melchiors senior und seiner Frau Gemahlin hingesetzt, und dieses ist das Bild ihres Sohnes, Herrn Jakob Melchiors junior, des Helden dieser Geschichte. Herr Melchior senior ist en façe, seine Gattin aber aus der Maulwurfsperspektive aufgenommen. Bei allen dreien ist nach der Vorschrift von

Empfohlene Zitierweise:
Kaspar Braun, Friedrich Schneider (Red.): Fliegende Blätter (Band 1). Braun & Schneider, München 1845, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fliegende_Bl%C3%A4tter_1.djvu/181&oldid=- (Version vom 2.4.2020)