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Nro. 8.
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Der dicke Bildschnitzer.
(Schluß.)



Während sie noch zusammen sprachen, kam der Abend heran, die Brüder kehrten zurück, stellten sich an, als bezahlten sie den Gläubiger und das Gericht, und der Notar stand von seinem Sitze auf, nahm die Schlüssel des Gefängnisses, ging hinein und fragte: Welcher ist Matteo hier? Der Dicke drängte sich vor, und rief: Hier bin ich, Herr. Der Notar sah ihn an und sagte: Diese deine Brüder haben deine Schuld bezahlt, du bist frei. Er machte die Thüre des Gefängnisses auf und fügte hinzu: Geh' deines Wegs. Der Dicke ging heraus, wo es schon ziemlich Nacht war, und entfernte sich mit den beiden Brüdern, die nahe bei Santa Felicità wohnten, unfern davon, wo man nach San Giorgio hinauf geht. Zu Hause angelangt, traten sie mit dem Dicken in ein Zimmer zur ebenen Erde und sagten ihm: Bleib hier, bis es Zeit zum Abendessen ist. Gleich als sollte ihn seine Mutter nicht sehen, um sich nicht zu betrüben. Der eine setzte sich mit ihm ans Feuer, an einen gedeckten Tisch, der andere ging zu dem Pfarrer von Santa Felicità, einer ehrlichen Haut, und sagte ihm: Ich komme zu euch, im Vertrauen, mein lieber Herr, so wie ein Nachbar zum andern kommt. Ihr müßt wissen, daß wir drei Brüder sind, davon einer Matteo heißt. Der ward nun gestern, einer gewissen Schuld wegen, auf das Handelsgericht gesetzt, und hat sich die Verhaftung so zu Gemüthe gezogen, daß er fast von Sinnen gekommen zu seyn scheint, obgleich er sich nur eine einzige fixe Idee merken läßt; denn er scheint uns in allen Stücken der alte Matteo noch wie vor, außer in einem einzigen, und zwar darin, daß er sich in den Kopf gesetzt hat, aus

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Kaspar Braun, Friedrich Schneider (Red.): Fliegende Blätter (Band 1). Braun & Schneider, München 1845, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fliegende_Bl%C3%A4tter_1.djvu/61&oldid=- (Version vom 31.7.2018)