Bin i net a lustiger Fuhrmannsbue!
Bin i net a lustiger Bue!
Fahr Stadt’l aus, Stadt’l ein,
Schaun mir die Leut alle zue.
Lang eh’ die Sonne aufgeht,
Bin i über Berg und Thal,
Lang eh’ mein Madel aufsteht.
Fahr in der Früh auf der Straß’n hin
Ah, was is des für a Freud’,
Was da des Schnalzen schön hallt.
Was da die Vögerln schön singen thun,
Was da die Blümeln schön blühn,
Ueber die Strassen hinziehn.
Und wenn am Mittag die Sonn anhitzt,
Schmeckt mir a Trunk, frisch und kalt;
Bin überall daheim,
Fahr i im Zwielicht am Wirthshaus an,
Spann i d’Gäul aus und kehr’ ein;
Iß mein Sach’, leg’ mi in’s Bett,
Denk an mein Schatz und schlaf ein.
Setz’n wir uns z’samm, zwei und drei,
Discutir’n von allerhand –
S’is gar kein G’sellschaft so frei.
Hör’ i den Hahnschrei wohl in der Früh,
„Wirthshausleut! seid’s bei der Hand!
Der Tag bricht an, die Sonne kommt rauf.“
„Hausknecht, spann meine sechs Rapperln ein!
Kellnerin, trag’ außi mein Hut!
S’Dableib’n thut einmal kein gut.“
„B’hüt di Gott, Kellnerin, aufs nächste Mal,“
„B’hüt di Gott, du herzlieber Bue!
Bleib fein net gar z’lang aus,
Fuhrmannsbue bin i schon fünfthalb Jahr,
Fuhrmannsbue bleib i no lang;
Kann wohl seyn, daß i stirb’,
Eh i was Andres anfang.
Kaspar Braun, Friedrich Schneider (Red.): Fliegende Blätter (Band 1). Braun & Schneider, München 1845, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fliegende_Bl%C3%A4tter_1.djvu/73&oldid=- (Version vom 31.7.2018)