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Lichtes; das finstere Grauen des Dämons geht aus von dem Zwingherrn der Söhne der Finsternis.

Abb. 39. Litanei aus dem Landgrafenpsalter (Württemb. Landesbibliothek
Anfang des 13. Jahrh.) Nach Löffler, Der Landgrafenpsalter
Leipzig, K. W. Hiersemann

Vieles an dem weltgeschichtlichen System, das der große Augustinus mit seinen „Büchern vom Gottesstaate“ als ragenden Pharos für die mittelalterliche Auffassung des Weltgeschehens errichtete, erinnert an dieses persische Vorbild, nicht zuletzt die typische Schilderung der Beherrscher der beiden grundsätzlich sich gegenüberstehenden Gemeinschaften Gottes und des Teufels. Der eine, „der gerechte König“, ist mit allen Tugenden begabt und nur bestrebt, den Frieden, die Harmonie der Welt, zu verwirklichen; der andere, der „ungerechte König“, ist das Urbild des Lasters, das die Welt in furchtbare Verwirrung bringt. Diese in der Lehre von den zwei Staaten herrschende Typisierung kennzeichnet auch das mittelalterliche literarische Porträt. Alle Menschen sind entweder ganz gut oder ganz schlecht.

Die immer wiederkehrende und immer gleichbleibende Schilderung der Herrscher, bald als Friedebringer, bald als Tyrannen, begegnet uns auch in den Manifesten und Streitschriften, die das Todesringen Friedrichs mit dem Papste begleiteten. Ein jeder möchte den anderen vor der Welt als den Fürsten des Unheils kennzeichnen. Wenn sie sich dabei der größten Schandtaten zeihen, so darf bei der Bewertung dieser Anschuldigungen der Einfluß jener augustinischen Ideen nicht außeracht gelassen werden. Und dennoch! Auch bei vorsichtiger Beurteilung dieser in die Welt geschleuderten Schriften läßt sich feststellen, daß hier ein aus dem Ursprünglichen des Lebens aufsteigender Haß den Typen Augustins ein wildes Leben gibt und diese zum Vertreter zweier Weltanschauungen macht, die, wenn sie sich nicht selbst aufgeben wollen, ringen mußten mit einander bis zum bitteren Ende.

Das Manifest Gregors IX. vom Jahre 1239 und die Antwort darauf, die Friedrich verbreiten ließ, kennzeichnen die ganze Leidenschaft dieses Streites. Der Papst schreibt: „Es steigt aus dem Meere die Bestie voller Namen der Lästerung,