Seite:Franz Kampers - Kaiser Friedrich II - Der Wegbereiter der Renaissance - Seite 53.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

des kirchlichen Glaubens und Kults, der Vernichter der Satzungen, der Grausamkeit Meister, der Zeiten Verwandler, der Verwirrer des Erdrunds und Hammer der ganzen Kirche … Wie Luzifer unterfing er sich, zum Himmel der Kirche zu steigen, über den Sternen des Himmels und den Leuchtern der Braut seinen Thron aufzurichten und seinen Sitz gen Mitternacht, daß er ähnlich, ja höher sei, als des Höchsten Statthalter … Da er das freche Stirnhorn der Macht hat und einen Mund, der Ungeheuerlichkeiten herausbringt, so glaubt er, Gesetze und Zeiten verwandeln zu können, daß die Wahrheit im Staube liege. Und deshalb schwatzte er gegen den Höchsten und stieß Schmähungen aus gegen Moses und Gott!“

Abb. 41. Zwergsäulen in der Galerie des Oberstocks des Domes in Vitonto
13. Jahrhundert. Aufnahme W. Miesler, Lippstadt

Die Fähigkeit, zu hassen, glühend zu hassen, haben auch den Kampfschriften Friedrichs im Verlaufe des Streites immer mehr von der Glut, die in diesem Staufer loderte, mitgeteilt. Lange vermochte er diese in seinem Innern zu bannen. Er wußte, daß er die Autorität der Kirche brauchte. Seine Lehre von „des Weltalls gebietender Notwendigkeit“, welche die Herrscher über die Menschen heische, mußte außerhalb Siziliens der mittelalterlichen Denkweise noch fremd bleiben. Die gottesstaatliche Idee beherrschte noch die Gemüter. Den Massen war immer noch die göttliche Vorsehung die Spenderin der Herrschgewalt. Nur der von der Vorsehung Berufene war der legitime Fürst. Das äußere Zeichen dieser Berufung war immer noch die Weihe durch den Stellvertreter Christi. Lachte Friedrich auch über derartige Vorstellungen, so rechnete er doch mit ihnen. Aus diesem Grunde blieb er in seinen Gegenschriften wider die maßlosen Kampfschriften der Kurie zunächst der Gemessene und Zurückhaltende. Schon deshalb erscheint er in seinen Manifesten als der Überlegene. Die längst verbrauchten biblischen Bilder, die ewigen Wiederholungen augustinischer Gedanken vom Tyrannen, die allbekannten frommen Verbrämungen eines nackten hierarchischen Begehrens in den päpstlichen Erlassen sind kennzeichnende Äußerungen der Idee der geistlichen Weltherrschaft in dieser Zeit. Trotzdem Kraftnaturen deren Träger waren, trotzdem scharfsinnige Publizisten in Gedankenreihen, die sich von Tag