schönen Natur und den Freunden gewidmetes Leben führte. Von nah und fern kamen ausgezeichnete Fremde, den Dichter in dem kleinen Felsenstädtchen zu besuchen und besondere Erwähnung verdient der freundschaftliche Verkehr mit dem amerikanischen Dichter Longfellow, der in seiner Nähe in Marienberg bei Boppard wohnte. Hier auch war es, wo Emmanuel Geibel mit ihm den Sommer 1843 in Freundschaft verbrachte. Er übersetzte und gab schon in den ersten Monaten seines Verweilens an diesem Orte: „Karl Immermann, Blätter der Erinnerung an ihn“, (Stuttgart 1842) heraus. Während des Aufenthaltes in St. Goar wurde Freiligrath auch mit Hoffmann von Fallersleben näher bekannt.*)[1]
Im letzten Winter, den er hier noch verlebte, sah er sich in die politischen Bewegungen hineingerathen, die seinem Glaubensbekenntniß (Mainz, Vict. v. Zabern 1844) Entstehung gab. Er war nun „auf die Zinne der Partei“ hinabgestiegen, er sah ein, daß er in der Gegenwart Partei ergreifen müsse; welcher Partei er sich aber hinneigte, daß zeigte er bald zu deutlich, was auch die von ihm angewendeten Worte Chamisso’s bekunden: „Die Sachen sind, wie sie sind. Ich bin nicht von den Tories zu den Whigs übergegangen, aber ich war, wie ich die Augen über mich öffnete, ein Whig.“ – „Ich kann nicht anders!“ ruft er aus und der Würfel ist geworfen. Er legte nun auch die Pension in die Hände des Königs zurück, indem er von Neujahr 1844 an aufhörte, dieselbe zu erheben.
Er hatte den Band seiner politischen Gedichte im Manuscript fertig in seinem Pulte liegen, als er vom Erbgroßherzog
- ↑ *) Rodnagel, Studien über deutsche Dichter im Archiv für das Studium der neuerern Sprachen und Literaturen, II. Bd. 1 Hft. 1847.
Stenographischer Bericht des Processes gegen den Dichter Ferdinand Freiligrath. Düsseldorf 1848, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiligrath-Prozess.djvu/19&oldid=- (Version vom 17.8.2016)