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Ansicht, daß man direkt auffordert und die indirekte Form wählt. So bei Antonius: „Brutus sagt’s und Brutus ist ein ehrenwerther Mann.“

 Wäre es den Todten nicht ernstlich gemeint gewesen, so würden wir das im Verlauf des Gedichts sehen. Erst von der Zukunft erwarten sie die Hülfe dessen, was sie wollen. Nicht liegt in jener Klage eine Aufforderung. Das Gesetz bestraft Gott sei Dank, keine indirekte Aufforderung, weil man sonst viele Ungerechtigkeit begehen könne. Es kommt nicht darauf an, ob die Aufforderung auf Umsturz oder Waffengewalt gezielt. Aber das rechtfertigt sich aus dem Texte des Gedichtes; der Dichter hat es Ihnen selbst gesagt, daß er das Wort „Krieg“ nur bildlich gewollt; und ich beehre mich, hierin mit der Staatsbehörde in Handgemenge zu treten. Es ist hier weder an Kanonen und Säbel zu denken. Ich fordere Sie auf, wenn Sie an ein Schurzfell schütteln und keine Waffen daraus fallen, sondern nur Sägemehl und Spreu, so werden Sie mit mir schon derselben Ansicht sein. Wird das Staatsgebäude durch das Schurzfell erschüttert, dann ist das Staatsgebäude nichts als ein Kartenhaus, das der Wind umstößt. (Beifall.) – Der Dichter hat das Herz aufwecken, die öffentliche Meinung wach rufen wollen, die mächtiger ist, als Tausend Barrikaden; denn Nichts vermögen diese, wenn jene nicht das Medusenschild entgegenwirft. Am 5. August ist die königliche Rathskammer derselben Ansicht gewesen. Ihr Antrag lautet so. (Er verlies’t denselben)

 Gegen diesen Beschluß der Rathskammer hat Herr Ober-Prokurator Schnaase opponirt, und der Staatsprokurator des Appellationshofs hat sich gegen diese Opposition Schnaase’s erhoben, dieselbe zu verwerfen. (Er verliest dieses Aktenstück.) Der Oberprokurator hat sich bewogen gefunden, ohne Gründe

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Stenographischer Bericht des Processes gegen den Dichter Ferdinand Freiligrath. Düsseldorf 1848, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiligrath-Prozess.djvu/51&oldid=- (Version vom 18.8.2016)