Zeuge: Hinter der Kirche bei Scholl. – Präs.: War das ein Kind von Scholl? – Zeuge: Das weiß ich nicht. – Präs.: Seid Ihr verheiratet? – Zeuge: Früher. – Präs.: Wo ist denn Ihre Frau geblieben? – Zeuge: Auch umgebracht. – Präs.: Womit? – Zeuge: Mit der Stang. - Präs.: Habt Ihr auch Kinder? – Zeuge: Aber hier nicht. – Präs.: Wie viel Kinder habt Ihr? – Zeuge: Zwei. – Präs.: Leben die noch? – Zeuge: Nee, die sind auch todt. – Präs.: Wovon sind die denn gestorben? – Zeuge: Durch den Schlund. – Präs.: Wer hat das denn gethan? – Zeuge: Die sind überfallen worden. – Präs.: Sind denn in Xanten so böse Leute? – Zeuge: Die Festung ist losgewesen. – Präs. (auf den Bürgermeister zeigend): Kennt Ihr den Mann da? – Zeuge: Das ist keine Familie von mir. – Präs.: Habt Ihr den in Xanten nie gesehen? – Zeuge: So nicht. – Präs.: Hatte er einen anderen Rock an? – Zeuge: Nee. – Präs.: Habt Ihr nie etwas vom Bürgermeister gehört? – Zeuge: Der war mit mir verwandt. – Präs.: Wie heißt er denn? – Zeuge: Der hieß Schleß – Präs.: Lebt der noch? – Zeuge: Nee. – Präs.: Wodurch ist er gestorben? – Zeuge: Durch die Festung. – Präs.: Habt Ihr auch einen Richter in Xanten? – Zeuge: Ja, der ist mir verwandt. – Präs.: Wie heißt der? – Zeuge: Ja, die Türken haben Musik gespielt. – Präs.: Waren das Türken? – Zeuge: Ja, die waren bei uns am Niederrhein. – Präs.: Wohnen denn Türken am Niederrhein? – Zeuge: Nein, aber wir hatten geschrieben und auch wieder nach Haus gelassen. – Präs.: Das wird aber theuer gewesen sein? – Zeuge: Ja, sie sind mit Extrazug wieder fortgefahren. – Präs.: Habt Ihr auch Verwandte in Xanten? – Zeuge: Der letzte ist auf dem Kastell bei mir. – Präs.: Habt Ihr auch ein Kastell? – Zeuge: Ja, auf dem Berg, das ist mein Eigenthum. – Präs.: Kennt Ihr einen Mann in Xanten, Namens Hegmann? – Zeuge: Ja, das ist mein Schwager. – Präs.: Lebt der Hegmann noch? – Zeuge: Der ist auch gestorben. – Präs.: Der Hegmann hat ein Haus auf der Kirchstraße? – Zeuge: Nee. – Präs.: Wem gehört das Haus? – Zeuge: Das Haus gehört mich. – Präs.: Habt Ihr vor Peter und Paul Streit gehabt und gesagt, das ist mein Haus. – Zeuge: Nee. – Präs.: Hat Hegmann Kinder? – Zeuge: Nee. – Präs.: Sind
Hugo Friedländer: Der Knabenmord in Xanten vor dem Schwurgericht zu Cleve vom 4. bis 14. Juli 1892. W. Startz, 1892 Cleve, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Der_Knabenmord_in_Xanten_(1892).djvu/150&oldid=- (Version vom 1.8.2018)