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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10

die Kleider; um es festzuhalten, band sie es an eine Schnur und nahm sich diese um den Hals. Als wir vor meinem Hause in Königsberg angelangt waren, stieg der Baumeister aus. Ich begab mich mit meiner Schwester in meine Wohnung und ging, als es finster war, mit dem Gewehr an den Pregel; dort warf ich das Gewehr hinein. – Vors.: Haben Sie sich die Stelle gemerkt, an der Sie das Gewehr hineingeworfen hatten? – Zeuge: Gewiß, es wurde allerdings später nachgesucht, das Gewehr wurde aber nicht gefunden. – Vors.: Und was veranlaßte Sie schließlich, Anzeige zu machen? – Zeuge: Meine Schwester wurde trotzdem verhaftet. Kaum war sie aber wieder entlassen, da begannen die Klatschereien. Es wurde allgemein gesagt, meine Schwester sei doch die Anstifterin; sie habe mit Rieß ein Liebesverhältnis unterhalten. Meine Schwester sagte oftmals: So könne es mit ihrer Wirtschaft nicht weitergehen, sie müsse wieder heiraten.

Verteidiger R.-A. Dr. Lichtenstein: Mit der Wirtschaft, die angeblich zurückging, waren Sie gemeint? – Zeuge: Jawohl. Meine Schwester, die fast jeden Mann küßte, der zu ihr nach Zögershof kam, unterhielt nach ihrer Entlassung ein ganz intimes Verhältnis mit dem Referendar Wolff. – Vors.: Wann begann dies Verhältnis? – Zeuge: Wolff ging schon zu Lebzeiten meines Schwagers Rosengart in Zögershof aus und ein. Ob und welcher Verkehr damals schon zwischen meiner Schwester und Wolff stattgefunden hat, weiß ich nicht. Weihnachten 1897 hat meine Schwester dem Wolff eine goldene Uhr und Kette geschenkt. Gleich darauf haben beide wie Mann und Frau zusammen gelebt, so daß das Personal und ihre eigenen Kinder daran Ärgernis nahmen und sich darüber aufhielten. Ich machte meiner Schwester Vorstellungen, sie erwiderte aber: sie könne von Wolff nicht mehr lassen, sie werde sich im Gegenteil mit ihm verloben. – Vors.: Wie alt waren die Kinder, die sich über den Verkehr Ihrer Schwester

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10. Hermann Barsdorf, Berlin 1914, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_10_(1914).djvu/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)