Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 10 (1914).djvu/83

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10

anonymer Briefe erhalten. In einem Briefe bekennt sich ein Mann, namens Hermann Z., als Mörder. In einem zweiten Brief wird bemerkt, daß die Angeklagte auf ihren Mann geschimpft habe. In einem weiteren Schreiben heißt es: Der Gewehrlauf kann sehr wohl in den Pregel gesenkt und versunken sein. In einem ferneren Schreiben wird Referendar a. D. Wolff, in anderen Schreiben Adameit und auch die Angeklagte des Mordes beschuldigt. In einem Schreiben wird behauptet: Adameit habe bei einem Bohrbau den Arbeitern die Löhne nicht bezahlt. Ich überreiche alle diese Briefe zu den Akten. Ich habe aber nun noch einen Antrag zu stellen, obwohl dieser die Verhandlung etwas verzögern wird. Meiner Meinung nach ist bei der örtlichen Augenscheinnahme der Nachweis geliefert worden, daß das Gewehr aus dem Speicher in Ernsthof geholt und der Kolben in Zögershof verbrannt worden ist. Nur der Lauf ist nicht aufgefunden worden. Ich beantrage, das Grab des ermordeten Rosengart öffnen zu lassen, um festzustellen, ob etwa der Gewehrlauf in dem Grabe des Rosengart verborgen ist. Dadurch würde die ganze Sache eine andere Gestalt erfahren. Verteidiger Justizrat Dr. Sello: Die Verteidigung schließt sich diesem Antrage an. – Erster Staatsawalt: Ich beantrage außerdem, festzustellen, ob der Acker, auf dem die Fußspuren entdeckt wurden, Sturzacker oder Weizenfeld ist. Ich glaube, darüber wird uns Inspektor Zarm am ehesten Auskunft geben können – Verteidiger R.-A. Dr. Lichtenstein: Ich habe noch an den Inspektor Steinhagen eine Frage zu stellen. Herr Inspektor: Sind Sie schon bestraft? – Zeuge: Jawohl. – Vert.: Weshalb? – Zeuge: Wegen Sittlichkeitsverbrechens mit zwei Jahren. – Vert.: Gefängnis oder Zuchthaus? – Zeuge: Zuchthaus. – Es wird nun nochmals Frau Rieß gefragt, ob sie schwören wolle. Nachdem die Zeugin wiederholt Einwendungen gemacht hatte, erklärte sie sich schließlich bereit, den Eid zu leisten. Der Gerichtshof beschloß

Empfohlene Zitierweise:
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10. Hermann Barsdorf, Berlin 1914, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_10_(1914).djvu/83&oldid=- (Version vom 1.8.2018)