Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 1 | |
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aber durch die Anwesenheit eines Fräulein Reich daran verhindert worden. Alsdann habe sie das Kind auf dem Herd verbrennen wollen, das habe sich aber auch nicht ausführen lassen, da das Kind zu groß war. — Vors.: Weshalb mag die Wiese Sie geschlagen haben? — Zeugin: Weil ich nicht nach Hause gegangen war. — Vors.: Sie haben die Wiese, Ihre Mutter, sehr schwer belastet, ich frage Sie nochmals, ist das auch alles wahr, was Sie hier gesagt haben? — Zeugin: Ganz gewiß. — Vors.: Können Sie das mit gutem Gewissen vor Gott beschwören? — Zeugin: Jawohl. — Vors.: Nun, Angeklagte, was sagen Sie dazu? — Angekl. (sehr erregt): Was die Person hier gesagt hat, ist alles Lüge. Ich habe die Person nicht geschlagen, sie hat auch nicht in der Schröderschen Wohnung geboren. Die Person hat kein lebendes Kind geboren, sondern nur einen Umschlag gehabt. — Mehrere Zeugen bestätigten die Bekundungen der Paula Berkefeld, der auch von ihrer Dienstherrschaft in London das beste Zeugnis gegeben war. — Ein Fräulein Reich bekundete als Zeugin: Sie habe einige Monate bei der Angeklagten gewohnt. Paula Berkefeld habe im Sommer 1902 einige Tage bei dem Schuhmacher Schröder, einem 74 Jahre alten Manne, gewohnt, mit dem die Angeklagte ein intimes Liebesverhältnis unterhalten hatte. Paula Berkefeld wollte bei Schröder ihre Niederkunft abwarten. Eines Morgens sei Schröder zu der Wiese gekommen und habe gesagt: „Es ist so weit.“ Die Wiese sei sofort zu Schröder gegangen. Nach einigen Stunden kam die Wiese wieder und sagte: ihre Tochter habe einen hübschen Jungen geboren, dieser sei aber tot; sie habe sogleich einen Sarg für 30 Mark gekauft. Einige Tage darauf habe sie in der Küche viele verbrannte Kohlen gesehen. Auf ihre Frage habe Frau Wiese gesagt: sie habe die Nachgeburt des von Paula Berkefeld geborenen Kindes verbrannt. — Vors.: Nun, Angeklagte, was sagen Sie dazu? — Angekl.: Das ist nicht wahr, ich habe nichts verbrannt. — Vors.: Die Angeklagte
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 1. Hermann Barsdorf, Berlin 1910, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_1_(1910).djvu/167&oldid=- (Version vom 31.7.2018)