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Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 2 (1911).djvu/132

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

ich habe die Karten aber nicht geschrieben. – Vors.: Sie haben außerdem angegeben, daß Sie mit Karl und Heinrich in Brüssel in dem Hotel „Stadt Verviers“ in einem Zimmer, in dem drei Betten standen, gewohnt haben? – Angekl.: Das ist richtig. – Vors.: Laut polizeilicher Feststellung haben zur angegebenen Zeit drei junge Leute nicht in diesem Hotel gewohnt, es gibt auch dort kein Zimmer, in dem drei Betten standen. – Der Angeklagte schwieg. – Vors.: Sie sollen vor und auch nach dem Morde reichlich alkoholische Getränke getrunken haben? – Angekl.: Jawohl. – Vors.: Hatten Sie am Tage der Tat getrunken? – Angekl.: Nein. – Vors.: Sie haben mehrere Liebschaften gehabt? – Angekl.: Ich verkehrte aber mit den Mädchen nur gesellschaftlich. – Vors.: Sie sollen die Mädchen angedichtet haben? – Angekl.: Jawohl. (Heiterkeit im Zuhörerraum.) – Vors.: Sie sollen zu einem Mann auf Befragen gesagt haben: ich bin es nicht gewesen‚ ich kenne aber den Mörder und schweige, weil ich Geld bekommen habe. – Angekl.: Das sagte ich, um den vielen Fragen zu entgehen.

Hierauf wurde Frau Lettau, eine sehr alte Frau, die am 2. Oktober 1906, nachmittags, die Leiche im Walde entdeckt hatte, als Zeugin vernommen. Sie schilderte den Leichenbefund in eingehender Weise. Ein junger Mann von etwa sechzehn Jahren, der sich hinzugesellte, sagte: Das ist der junge Herr Land gewesen, der kommt täglich hier vorüber. (Große Bewegung im Zuhörerraum.)

Gerichtsarzt Dr. Klein (Essen) bekundete als Zeuge und Sachverständiger: Die Leiche der Ermordeten wies verschiedene Blutspuren auf. Sie war eine mittelgroße Person von etwa 40 Jahren. Die Ränder beider Augen waren stark blutunterlaufen. Die Ermordete hatte noch bei der Sektion Handschuhe an. An den Fingern beider Hände fanden sich Nägeleindrücke, die darauf schließen lassen, daß zwischen der Ermordeten und dem Täter ein Kampf stattgefunden habe. Die rechte Schädelseite war stark blutunterlaufen, dies ist augenscheinlich

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/132&oldid=- (Version vom 31.7.2018)