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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

in fast derselben Weise wie sein Bruder, wie sie den Plan faßten, den Oberstleutnant zu töten. Nachdem sie den Oberstleutnant heftig mit Hammer und Beil auf den Kopf geschlagen, so daß er niederfiel, liefen sie aus dem Keller. Sehr bald hatte sich der Oberstleutnant wieder erholt, klopfte an die Kellertür und rief: Macht auf! Wir öffneten und versuchten zunächst den Oberstleutnant mit Steinen tot zu werfen. Da dies aber nicht gelang, holte ich das Dolchmsser des Oberstleutnants und stach damit. — Vors.: Sie müssen sehr heftig mit dem Dolchmesser gestochen haben? — Angekl.: Ich habe mit dem Dolchmesser noch gestochen, als der Oberstleutnant bereits tot war. — Vors.: Weshalb taten Sie das? — Angekl.: Um meine Wut zu kühlen. — Vors.: Welche Ursache hatten Sie, noch auf den Leichnam wütend zu sein? — Angekl.: Der Oberstleutnant hat mich vielfach geärgert. — Vors.: Ist es richtig, daß Sie schließlich dem Oberstleutnant mit dem Fuß auf den Hals traten, damit er aufhöre zu stöhnen? — Angekl.: Das ist richtig. — Vors.: Als Sie nun dem Oberstleutnant den Kopf absägten, lebte er da noch? — Angekl.: Ich glaube er war schon tot. — Vors.: Röchelte denn der Oberstleutnant noch? — Angekl.: Ich glaube, er röchelte nicht mehr. — Vors.: Das Absägen des Kopfes besorgten Sie allein? — Angekl.: Nein, zuerst sägte mein Bruder, dann sägte ich weiter. — Der Angeklagte erzählte ferner auf Befragen des Vorsitzenden: Es ist unrichtig, daß seine Frau gesagt habe: „Habt ihr’s einmal angefangen, dann führt es auch aus“. Seine Frau habe die Leiche in Sackleinwand eingehüllt. Darauf habe er mit seinem Bruder die Leiche in den Koffer gepackt, den Koffer auf den Ziehkarren geschafft und damit nach Viersen gefahren. Den Kopf hatte er mit seinem Bruder schon vorher fortgetragen. — Vors.: Wie sind Sie dazu gekommen, einen solch furchtbaren Mord zu begehen? — Angekl.: Ich weiß selbst nicht, Herr Richter. — Vors.: Ist es richtig, daß Sie dem Oberstleutnant, nachdem er tot war, das Portemonnaie aus der Tasche genommen haben? — Angekl.: Das hat mein Bruder

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/160&oldid=- (Version vom 1.8.2018)