Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2 | |
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mir bekannt, starb er im Zuchthaus. – Vors.: Haben Sie nicht geäußert, Sie wollten es Ihrem Oheim nachmachen? – Kneißl: Nein, das hat mein Bruder gesagt. – Auf weiteres Befragen des Vorsitzenden bemerkte Kneißl: Als er 1899 aus dem Gefängnis entlassen war, sei er aus München ausgewiesen worden. Er habe alsdann kurze Zeit in Nußbrunn als Schreinergeselle gearbeitet, sei aber sehr bald wieder entlassen worden, da der Meister seine Vorstrafen erfuhr. Er habe sich darauf vielfach, jedoch stets vergeblich nach Arbeit, auch um eine Anstellung als Förster beworben. Im Oktober 1899 sei er durch einen Mann, namens Lorenz, mit Holzleitner bekannt geworden. Lorenz war ein alter Bekannter von ihm. Holzleitner sagte: Lorenz schicke ihn zu ihm, er habe etwas mit ihm zu besprechen. Holzleitner habe nun den Vorschlag gemacht, mit ihm eine „Spritztour“ nach Niederbayern zu unternehmen. In Freysingen sei ein Pfarrhof. Der Pfarrer sei ein alter Herr und habe 40–50000 M. Geld, dies könnte man holen. – Vors.: Sind Sie auf den Vorschlag eingegangen? – Kneißl: Ich sagte mir, Arbeit bekomme ich doch nicht; wenn ich so viel Geld habe, dann rücke ich aus nach Amerika. – Vors.: Hat nicht auch Holzleitner gesagt: Wenn sich jemand in den Weg stellt, dann wenden wir Gewalt an? – Kneißl: Nein, das hat er nicht gesagt. – Vors.: Nun sind Sie mit Holzleitner nach Freysingen gefahren? – Kneißl: Ja, aber mit dem Pfarrhof war es nichts, wir gingen nicht hinein. – Vors.: Hatte Holzleitner keine Courage, in den Pfarrhof zu gehen? – Kneißl: „Courag“ hätt’ er schon gehabt, aber ich wollt’ nicht. – Vors.: Weshalb wollten Sie nicht? – Kneißl: Ich sah Leute im Pfarrhof. – Der Angeklagte erzählte weiter auf Befragen des Vorsitzenden: Sie seien alsdann nach Oberbirnbach gegangen und wollten dort in einen einsam gelegenen Bauernhof eindringen. Er sei zunächst in den Bauernhof hineingegangen, um die Örtlichkeit auszukundschaften. Er habe sich als Hopfenhändler aus Nürnberg ausgegeben. Als er von der Örtlichkeit Kenntnis genommen hatte, sei er mit Holzleitner in den
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/212&oldid=- (Version vom 1.8.2018)