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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

habe auch nur um Schutz gebeten, weil mir jemand auf dem Flur sagte, „Dein Vater schimpft ja schön auf dich“. – Auf Vorhalt des Rechtsanwalts Dr. Werthauer wiederholte die Zeugin, daß sie nie in der Fischerschen Wohnung gewesen sei und ihre Schilderung von der Ausstattung dieser Wohnung und Einzelheiten über das, was sie in dieser an Vorgängen bemerkt haben wollte, teils selbst erfunden, teils aus Erzählungen der Schnörwange in sich aufgenommen habe. – Auch Jusitzrat Dr. Sello ging weiter auf die Einzelheiten der früheren Aussage der Ehlert ein; sie erklärte ohne weiteres, daß sie sich das alles erfunden habe und kein Wort davon wahr sei. Das sei jetzt die reine Wahrheit und sie bleibe dabei. – Vors.: Wenigstens vorläufig bleiben Sie dabei. Wer weiß, wie oft Sie Ihre Aussage noch wechseln werden. – Auf weiteren Vorhalt der Verteidiger erklärte die Zeugin ausdrücklich: Auch die Behauptungen über denjenigen Mann, von dem sie zum ersten Male verführt worden sei, seien unwahr. Auch dies sei Herr Sternberg nicht gewesen. – Vors.: Wer war es denn? Nun heraus mit der Sprache! – Zeugin: Ich möchte den Namen nicht nennen. – Vors.: Das geht nicht! Wo ist der Mann jetzt? – Zeugin: Ich glaube, in Amerika. (Heiterkeit) – Vors.: Und wie ist sein Name? – Zeugin: Er hieß Müller. (Heiterkeit.) – Vors.: Also auf diese wertvollen Angaben beschränkt sich Ihre Kenntnis von der Persönlichkeit? – Zeugin: Der junge Mann war im Hause Händelstraße 19 in einem Geschäft tätig. – Justizrat Dr. Sello stellte durch Befragen fest, daß das Mädchen schon im Dezember v. J., als der Fall Fournaçon aufgerollt worden war, ihrer Mutter gesagt habe, daß sie keinen Verkehr mit Herrn Sternberg gehabt habe. – Zeuge Ehlert, der Vater des Mädchens, bestätigte das. Seine Tochter habe ihm dasselbe auch schriftlich gegeben. Er habe seinerzeit schon festgestellt, daß seine Tochter überhaupt nicht bei der Fischer gewesen ist und sie in dieser Beziehung gelogen hatte. Stierstädter habe auch ihm gegenüber den Versuch gemacht, ihm etwas zu suggerieren. – Die nun wieder

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/281&oldid=- (Version vom 1.8.2018)