Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 3 | |
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an die Details der Zusammenkunft der vier Angeklagten in Wien, bei der die letzten Vorbereitungen zum Mordplan ausgearbeitet wurden. Naumow wollte, als Frau v. Tarnowska ihm die apokryphe beleidigende Depesche vorzeigte, nach Venedig eilen, um den Grafen Komarowski zum Duell zu fordern. Sie überredete ihn jedoch, den Grafen nicht zu fordern, sondern ihn zu ermorden, da sie befürchtete, daß Naumow in dem Duell hätte getötet werden können, worauf ihr Plan, die Lebensversicherungsprämie zu erhalten, zu Wasser geworden wäre. Die Tarnowska spielte ein teuflisches Doppelspiel. Sie reiste mit Naumow nach Rußland, um sich ihm hinzugeben, spielte die durch den Grafen Beleidigte und stachelte seine Eifersucht auf, um ihn auf jede mögliche Weise zum Morde zu treiben. Währenddessen schickte sie dem Grafen die zärtlichsten Liebesdepeschen. Die Tarnowska ist also wohl überlegt und mit einer nie dagewesenen zynischen Ruhe bei der Vorbereitung zum Verbrechen vorgegangen. Sie und Prilukow hatten auch vereinbart, daß Naumow nach verübter Tat aus dem Wege geräumt werden solle. Prilukow hat in Wien zwei Detektives angeworben, um ihn verhaften zu lassen. Die Tarnowska hat auch den Naumow ersucht, jeden Verdacht von ihrer Person fernzuhalten. Dieser Mordplan wurde in Anwesenheit und unter Teilnahme der Perier beraten und vorbereitet. – Die Vertreter der Perier protestierten hier gegen die Behauptungen des Dr. Feder, daß die Perier an dem Morde beteiligt sei. Zwischen Dr. Feder und den Verteidigern der Perier kam es zu einem lebhaften Wortwechsel, dem aber der Vorsitzende bald ein Ende machte. Dr. Feder besprach sodann alle Vorgänge am Vorabende des Verbrechens und das Telegramm der Tarnowska an Prilukow bezüglich der Waffe, deren sich Naumow bei Verübung der Tat bedienen sollte. Er erinnerte daran, daß die Tarnowska in Wien bereits ein Geständnis abgelegt habe, das sie auch hier nicht zurückziehen konnte. Die Geschworenen werden daher die Schuld der
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 3. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_3_(1911).djvu/74&oldid=- (Version vom 5.1.2023)