Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4 | |
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deshalb 25 Peitschenhiebe auf das Gesäß und forderte ihn auf, den Maurer um Entschuldigung zu bitten. Er beteuerte jedoch, daß er das Messer nicht gestohlen habe, deshalb erhielt er nochmals 10 Hiebe. Alsdann erhielt er von Engels 50 Hiebe. – Angekl. Engels gab zu, daß er dem Jungen schon am Abend vorher 25–30 Hiebe versetzt habe. – Auf Vorhalten des Nebenklägers R.-A. Dr. Rosenfeld gab Breithaupt zu, daß die Mutter des Ruppert ihm mitgeteilt habe, ihr Sohn sei schwächlich und geistesschwach. – Erziehungsinspektor Buth: Ruppert sei der Jüngste der Zöglinge gewesen, die nach Mieltschin überführt wurden. Er habe einen ruhigen und stillen Eindruck gemacht. – Lehrer Hentschel: Ruppert war von sehr geringer Intelligenz, so daß es zweifelhaft erscheine, ob er das volle Verständnis von der Bedeutung des Eides habe. Gegen die Glaubwürdigkeit Rupperts seien jedoch niemals Bedenken aufgetaucht. – Der Vater des Ruppert bestätigte auf Befragen, daß sein Sohn etwas geistesschwach sei. Er sei in die Hände von Verführern geraten, deshalb habe er ihn der Fürsorgeerziehung überwiesen. Als sein Sohn plötzlich aus Mieltschin nach Hause kam, hab’ er ausgesehen wie ein geschundener Raubritter. Er sei vollständig abgerissen und zerschlagen gewesen, in einzelne Wunden habe man einen Finger hineinlegen können. Die Striemen und Wunden seien am Gesäß, an der Brust und an den Füßen gewesen. Es sah alles braun und blau aus. Der Junge erklärte: Er sei ausgerückt, weil er in Mieltschin halbtot geschlagen wurde, er gehe unter keinen Umständen wieder zurück, lieber nehme er sich das Leben. Er sei jetzt Arbeitsbursche in einer elektrischen Fabrik und sei sehr ordentlich. In der ersten Zeit nach seiner Rückkehr war er Straßenfeger; er litt offenbar an Verfolgungswahnsinn, denn er fing oftmals ohne jede Veranlassung an, laut zu schreien und sah überall Pastor Breithaupt. – Frau Ruppert bestätigte die Bekundungen ihres Gatten. – Es wurde darauf der 16 jährige Ruppert in
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 4. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_4_(1911).djvu/283&oldid=- (Version vom 19.12.2023)