Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 6 | |
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zu haben, wie die Sachen liegen. – Vors.: Sie sagen aber doch, Ihnen seien von anderen Leuten Klagen zugegangen. – Staatsanw.-Rat Porzelt: In dem Briefe reden Sie sogar von „zahllosen Personen“, die der Angeklagte betrogen habe und zwar „in der gröblichsten Weise“. In dem Briefe haben Sie doch nicht bloß von Ihrem Fall, sondern auch von anderen Fällen gesprochen. Wie war überhaupt Ihr eigener Fall? Der Angeklagte hat in Ihrem Hause verkehrt und Sie haben ihm ein Darlehen von 6500 M. zum Kauf des Automobils gegeben. Letzteres kostete aber nur 5000 Mark. Um es auszulösen, waren nur 4500 Mark nötig, Graf Metternich hat Ihnen doch also falsche Angaben gemacht? – Zeuge: Ich hätte ihm den Betrag auch gegeben, wenn er ein paar hundert Mark für andere Zwecke verwenden wollte. Ich war überzeugt, daß er über kurz oder lang eine reiche Heirat machen würde. – Vors.: Ist die Sache jetzt geregelt? – Zeuge: Ja, die Gräfin hat sich dafür verbürgt. – Angeklagter: Ich habe die Briefe des Zeugen nicht erhalten. – Zeuge: Ich wollte mich auf den juristischen Begriff des Betruges nicht festlegen, die Sache hat sich eben anders entwickelt, als ich anfangs annahm. Nachträglich hat sich herausgestellt... Vors.: (unterbrechend): Nun, es hat sich herausgestellt, daß die Frau des Angeklagten die Bürgschaft übernahm. Wie Sie da zu einer Änderung Ihrer Ansicht kamen, ist nicht recht zu verstehen. – Zeuge: Ich habe meine Ansicht geändert, weil ich jetzt bestätigt sehe, daß der Graf nach seiner Verheiratung bezahlen wird. – R.-A. Dr. Jaffé: Herr Zeuge Graf Schulenburg, Sie nehmen also das, wie Sie im Affekt geschrieben haben, zurück und erklären, es nicht aufrecht- erhalten zu können? – Zeuge: Ja. – Kaufmann Wolffheim bekundete hierauf als Zeuge: Ein Freund habe ihm erzählt, er habe von der Gustke ein goldenes Zigarettenetui geschenkt erhalten. Nachdem sich sein Freund erschossen hatte, sei die Gustke plötzlich mit der Behauptung
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 6. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_6_(1912).djvu/220&oldid=- (Version vom 25.12.2022)