Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 6 | |
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– Zeuge: Gewiß, ganz selbstverständlich. Nach Gretes Verhaftung wegen des Krönerschen Kassettendiebstahls kam ich allmählich hinter all ihre Schwindeleien. – Vors.: Haben Sie an den Selbstmord Preßlers geglaubt? – Zeuge: Nein, ich war von vornherein der Ansicht, daß er ermordet sein mußte, ich konnte nur nicht an Gretes Täterschaft glauben. Später erfuhr ich, daß Grete am 13. Mai in Chemnitz gewesen sei. Ich stellte sie zur Rede, weshalb sie mir nichts davon gesagt habe, sie erklärte mir aber nur, daß sie mich nicht habe aufregen wollen. Damit begnügte ich mich, denn ich war froh, daß sie nicht erschossen war. (Heiterkeit.) – Vors.: Ist es richtig, daß die Angeklagte Sie durch einen Kassiber zur Ermordung der Schlegel anstiften wollte? – Zeuge: Ja, ich kann meinen früheren Mitteilungen in dieser Sache noch hinzufügen, daß auf einem Kassiber auch die Worte standen: „Wenn ich draußen wäre, würde es gehen.“ – Vors.: Das ist allerdings neu. – Vert.: Wenn Grete draußen gewesen wäre, so brauchte sie Sie natürlich nicht. Ich glaube nicht, daß sie ein so törichtes Zeug an Sie geschrieben hat. – Vors.: Die Angeklagte sagt, sie hätte wegen der Abtreibung in ständiger Angst und Furcht vor Ihnen gelebt, da Sie sie jeden Tag hätten anzeigen können? – Zeuge: Ich würde Grete nie angezeigt haben, ich glaube, jetzt den Schlüssel zu allen ihren Handlungen gefunden zu haben. Sie ist von einer kolossalen Sinnlichkeit und hat auch unseren Verkehr wohl nur als einen solchen niedrigster Art aufgefaßt. Ich habe immer auf Verlobung oder Trennung gedrängt. Hätte Grete mich rechtzeitig mit Preßler zusammenkommen lassen, so wäre alles anders gekommen. Sie wäre nicht hier, ich wäre nicht im Gefängnis, und Preßler wäre heute ein glücklicher Mensch. – Vert.: Ich will mich so wenig wie möglich mit dieser Aussage beschäftigen, weil ich sonst glaubte, ihr einen zu großen Wert beizulegen. Sie sagen, Grete Beier habe Sie verführt. Halten Sie das aufrecht? – Zeuge:
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 6. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_6_(1912).djvu/321&oldid=- (Version vom 31.7.2018)