Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7 | |
|
meinen Sie, Frau Knopf, jetzt wollen sie den Cybullaschen Mord meinem Manne aufhalsen, obwohl er schon um 9 Uhr abends zu Hause und total betrunken war. Einige Zeit darauf begegnete ich der Schwägerin des Angeklagten, der Frau Michael Behrendt. Diese sagte: Meine Schwägerin weiß ja selbst nicht, wann ihr Mann nach Hause gekommen ist. — Die Ehefrau des Angeklagten bekundete: Sie habe sehr geschimpft, als ihr Mann am Abende vor dem Morde erst gegen 9 Uhr abends und total betrunken nach Hause kam. Im weiteren bestätigte die Zeugin die Behauptungen ihres Mannes. — Frau Brendel bejahte auf Befragen des Vorsitzenden, daß sie mit Behrendt verfeindet sei, sie werde aber die Wahrheit sagen. Sie habe eines Abends gehört, wie die Tochter des Angeklagten zu ihrer Mutter sagte: Mutter, weshalb weinst du, Essen bekommst du ja vom Onkel. Frau Behrendt erwiderte: Was habe ich vom Essen? Als eine Weile darauf das Kind wieder sagte: Mutter, weine doch nicht; wenn du Geld brauchst, dann hast du ja nur nötig, zum Priester zu gehen, dann bekommst du ja wieder Geld, erwiderte Frau Behrend: Ja, das Geld hat mich und den Vater ins Unglück gebracht. Der Onkel weiß ebensogut alles wie der Vater, aber jetzt sitzt er zu Hause und lacht uns aus. Sie (Zeugin) habe zunächst nicht gewußt, was diese Äußerung für eine Bedeutung habe. — Vors.: Sie hielten es aber für wichtig genug, um das Gespräch zur Anzeige zu bringen? — Zeugin: Ich habe nichts angezeigt; ich habe das Gespräch der Frau Knopf erzählt, diese wird es wohl angezeigt haben. — Vert.: Weiß die Zeugin, daß in Skurcz das Gerücht verbreitet war: der katholische Geistliche Kiepert zu Skurcz und dessen Bruder, ein Rentier, haben dem Behrendt Geld gegeben, um den Cybulla zu schlachten und das Verbrechen den Juden in die Schuhe zu schieben? — Zeugin: Davon weiß ich nichts. — Angekl.: Ich habe gegen den Gatten der Zeugin einen Prozeß gewonnen, seit dieser Zeit hat letzterer einen großen Haß gegen mich. — Vors.:
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/102&oldid=- (Version vom 3.4.2023)