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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

Berechtigung, die Hauptmanns-Landwehr-Uniform zu tragen, entlassen. Ich war nun bemüht, mir eine Zivilanstellung zu verschaffen. Inzwischen brach der Krieg gegen Frankreich aus. Obwohl ich nun infolge der vielen Einziehungen mit Leichtigkeit eine Zivilanstellung hätte bekommen können, so hielt ich es doch für meine Pflicht, nunmehr meine Dienste dem Vaterlande zur Verfügung zu stellen. Ich trat in das 24. Landwehrregiment ein, machte den Feldzug gegen Frankreich vollständig mit, obwohl die Ärzte meines Regiments meinen Gesundheitszustand für sehr bedenklich hielten. Nach Beendigung des Krieges nahm ich wiederum meinen Abschied und fand sehr bald eine Anstellung bei der kaiserlichen Reichstelegraphie. In demselben Jahre (1871) heiratete ich. Meine Frau war auch mittellos. Nun passierte mir noch das Unglück, daß meine Frau auch kränklich wurde. Ich wurde von meiner Behörde vielfach auf Dienstreisen geschickt. Dadurch wurde mein Gesundheitszustand immer schlimmer. Ich geriet immer mehr in Schulden und war genötigt, mir durch Korrespondenzen für politische und militärische Zeitschriften einen Nebenerwerb zu verschaffen. Im Jahre 1875 starb der damalige Generaltelegraphendirektor, Oberst v. Meydam. Die Telegraphie wurde alsdann mit dem Postwesen verbunden und ich vermochte nunmehr bei der Telegraphie nur dann eine feste Anstellung zu erhalten, wenn ich das Examen als Telegraphensekretär machte. Mein Gehalt betrug damals 1200 Mark pro anno. Ich war genötigt, trotz angestrengten Dienstes, mich an den Abenden für das Examen vorzubereiten und noch Zeitungskorrespondenzen zu machen. Im Jahre 1876 machte ich das Examen als Telegraphensekretär. Sehr bald darauf lernte ich den Literaten Adler in Berlin kennen. Dieser ersuchte mich, ihm Korrespondenzen, möglichst militärischen Inhalts, zu liefern. Außerdem beauftragte er mich mit Extraarbeiten und sagte mir: er brauche die Arbeiten für einen alten, sehr reichen, in Dresden wohnenden Herrn. Ich bekam von Adler ein

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/13&oldid=- (Version vom 15.3.2023)