Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7 | |
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vielen Frauen und Kinder, die gerade im Kursaale weilten, leid taten. Von Wiesbaden ging Reinsdorf nach Elberfeld. Als dort in einem Restaurationslokale eine Ärzteversammlung stattfand, unternahm, angeblich auf Anstiften Reinsdorfs, ein Elberfelder Webergeselle, namens Bachmann in diesem Lokal eine Dynamitexplosion ins Werk zu setzen. Das Attentat hatte aber nicht die erhoffte Wirkung, es wurde lediglich ein junger Kellner, allerdings in sehr erheblicher Weise, verletzt. Anfang September 1883 lag Reinsdorf in Elberfeld im Krankenhause. Als er erfuhr, daß am 28. Sep- tember das Niederwalddenkmal in Gegenwart des Kaisers, des Kronprinzen, der vielen Fürstlichkeiten usw. enthüllt werden solle, schrieb er dem 20jährigen Sattlergesellen Rupsch, er solle ihn einmal besuchen. Diesem tuschelte er ins Ohr: Es empfehle sich, bei dieser Enthüllungsfeier auf dem Niederwald etwas zu unternehmen. Rupsch solle einige Genossen ersuchen, eine Geldsammlung zu veranstalten, damit er mit dem Schriftsetzer Küchler nach Rüdesheim fahren könne, um am Niederwalddenkmal eine Dynamitexplosion in Szene zu setzen. Rupsch und Küchler erklärten sich sofort einverstanden, das Attentat zu unternehmen. Einige Elberfelder Anarchisten sammelten eine kleine Summe. Inzwischen war Reinsdorf aus dem Krankenhause entlassen worden. Dieser gab Rupsch und Küchler eingehende Instruktionen. In Barmen wurde eine Zündschnur für 40 Pf., ferner Nitroglyzerin, eine große Glasflasche und eine Steinkruke gekauft. Da das gesammelte Geld nicht ausreichte, so versetzte Rupsch für 10 Mark seinen Reisekoffer. Am Morgen des 27. September 1883 reisten Rupsch und Küchler nach Rüdesheim. Abends erklimmten Rupsch und Küchler die zu dem Denkmal führende Feststraße. In unmittelbarer Nähe des Denkmals legten sie in eine Dränage die mit Nitroglyzerin gefüllte Steinkruke und Glasflasche. An diese befestigten sie die Zündschnur und bedeckten alles mit Laub und Erde. Am folgenden Tage begaben sich Rupsch und
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/161&oldid=- (Version vom 16.7.2024)