Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7 | |
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von Taten genommen werden; wenn verheiratete Leute gefaßt werden, dann muß die Partei für Frauen und Kinder sorgen? – Rupsch: Ja. – Vors.: Sie bleiben also dabei, unschuldig zu sein? – Rupsch: Ja. – Vors.: Ihre Angaben erscheinen wenig glaubhaft. Sie sagten vorhin, Sie haben den Auftrag übernommen, um das Attentat zu verhindern. Es lag doch bedeutend näher, daß Sie den Auftrag einfach abgelehnt hätten. Küchler machte Ihnen am 24. September von dem Plan Mitteilung, die Zeit drängte, es war mithin nicht so leicht möglich, in dieser kurzen Zeit einen unverheirateten Menschen zur Ausführung des Attentats zu finden? – Rupsch: Küchler sagte mir nachträglich: Wenn ich nicht mitgekommen wäre, dann wäre er allein gereist und hätte die Explosion vollführt. Der Polizei machte ich keine Anzeige, weil mich die Frauen und Kinder von Küchler und Holzhauer dauerten. – Vors.: Es ist nun eigentümlich, daß Sie verschiedene Male Ihre sozialdemokratischen Ansichten äußerten, daß Sie zu Zeugen sagten: Sie könnten leicht Dynamit anfertigen. Sie haben sich sozialdemokratische Schriften und die „Freiheit“ schicken lassen. Die „Freiheit“ ist ein Blatt, das den Fürstenmord predigt, das jubelt, wenn ein Attentat auf einen Fürsten gelingt, und es beklagt, wenn es mißlingt. Im übrigen werden auch Sach- verständige bekunden, daß Sie Dynamit unter die Festhalle in Rüdesheim doch gelegt haben. – Der Angeklagte schwieg. – Vors.: Wann faßten Sie den Entschluß, die Explosion zu vereiteln? – Rupsch: Gleich als ich von dem Auftrage hörte. Ich hatte Se. Majestät den Kaiser und den Kronprinzen noch niemals gesehen und wollte einmal die Gelegenheit benutzen, dies zu tun und der Feier beizuwohnen. – Vors.: Das ist doch nicht glaublich. Sie wollten sich, um Ihre bloße Neugierde zu befriedigen, einer solch großen Gefahr aussetzen; im übrigen haben Sie doch sogar, um reisen zu können, Ihren Koffer verkauft? – Rupsch schwieg. Der Vorsitzende forderte Rupsch auf, die Zündschnur
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/193&oldid=- (Version vom 20.7.2024)