Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7 | |
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Gastwirt aus Konkurrenzneid, im weiteren daß sie von einem weggejagten Kellner aus Rache verübt worden sei. Er habe die ganze Umgegend untersucht, habe jedoch an der Stelle, an der Rupsch die Dynamitpatrone gelegt haben will, keinerlei Vertiefung gefunden, die des Rupschs Angaben bestätigen könnten. Er hätte eine solche Vertiefung, wenn sie vorhanden gewesen wäre, finden müssen. Er sei der Überzeugung, daß die Dynamitpatrone unterhalb einer zur Festhalle gehörenden Bretterwand gelegt worden sei. Diese Wand sei sofort eingefallen und habe ganz besonders in der Vorratskammer Verheerungen angerichtet. Die ganze Festhalle bestand aus Bretterwänden und der Vorratsraum war von den übrigen Räumen auch nur durch Bretterwände geschieden. – Rupsch: Es ist ja möglich, daß auch von einem Anderen eine Explosion unternommen worden ist, ich habe das Dynamit 10 Schritt vor der Festhalle gelegt. – Vors.: Angeklagter Reinsdorf, haben Sie dem Rupsch gesagt: er solle den Wagen Sr. Majestät des Kaisers auf 50 oder 150 Schritt herankommen lassen? – R.: Das weiß ich nicht mehr. – Vors.: Haben Sie dem Rupsch gesagt, eine Zündschnur, wie er sie kaufen solle, brenne 15–20 Minuten? – R.: Das weiß ich auch nicht mehr. Restaurateur Porsberger (Mainz), der Wirt, der zurzeit provisorisch erbauten Festhalle in Rüdesheim, gab eine genaue Beschreibung über die Einrichtung der Festhalle. Es wurden beschädigt: Wein, Goulasch, Kalbskotelettes und Kalbsnierenbraten. (Allgemeine Heiterkeit, in die auch die Angeklagten, ganz besonders Reinsdorf, einstimmten.) Die Explosion erfolgte am 28. September 1883 gegen 8 Uhr abends, zu einer Zeit, zu welcher Konzert in der Festhalle stattfand und letztere mit Menschen gefüllt war. In den Vorratsraum kam hin und wieder das Kochpersonal hinein. – Küfer Lauter (Rüdesheim): Am 28. September, abends gegen 8 Uhr habe er aus der Vorratskammer Wein geholt. Da hörte er plötzlich einen heftigen Knall, er wurde weit weggeschleudert und konnte
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/217&oldid=- (Version vom 23.7.2024)