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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

was in diesem Briefe behauptet wird. Ich kann schwören, daß absolut nichts wahr davon ist; ich kenne niemanden von den in dem Schreiben genannten Franzosen. – Am dritten Verhandlungstage nahm das Wort Verteidiger, Rechtsanwalt Saul: Ich habe nicht Veranlassung genommen, den Kriminalkommissar Paul über die Tätigkeit meines Klienten, Dr. v. Kraszewski in Dresden zu fragen, da bisher in dieser Beziehung absolut nichts Gravierendes zutage getreten ist. Allein der gestern verlesene Brief des Fürsten Bismarck an den Kriegsminister veranlaßt mich, den Antrag zu stellen: den Kriminalkommissar Paul noch einmal über die Tätigkeit Kraszewskis in Dresden zu vernehmen. Die Tätigkeit des Dr. v. Kraszewski in Dresden ist bereits Gegenstand der Untersuchung gewesen. – Oberreichsanwalt Dr. Frhr. v. Seckendorff: Ich habe gegen diesen Antrag nichts zu erinnern. – Der Gerichtshof beschloß, den Kriminalkommissar Paul noch einmal vorzuladen. – Vors.: Wir kommen nun zu den Mitteilungen, die vom Angeklagten Hentsch der russischen Regierung gemacht worden sind. Angeklagter Hentsch, diese Ihre Tätigkeit begann im Januar 1880, zu welcher Zeit Sie mit Adler von neuem in Verbindung traten. Erzählen Sie einmal, in welcher Weise diese neue Verbindung angebahnt worden ist? – Hentsch: Ich habe bereits gesagt, daß, als Ende 1879 Adler sich mit Kraszewski verfeindete und ich nun mit K. direkt in Verbindung trat, er uns beiden mit Denunziation drohte, mit dem Bemerken: Kraszewski habe alle Arbeiten an die französische Regierung verkauft. K. schwor mir, daß er mit keiner Regierung in Verbindung stehe, sondern die Arbeiten lediglich für Journale liefere. Adler setzte jedoch seine Drohungen fort und schrieb mir: er werde von einer Denunziation Abstand nehmen, wenn ich wieder mit ihm in Verbindung träte. Anläßlich dessen ließ ich mich dazu herbei, nachdem mir auf mein Befragen Adler wiederholt die Versicherung gab, daß die zu liefernden Arbeiten ausschließlich an Journale gegeben

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/30&oldid=- (Version vom 18.3.2023)