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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

Mobilmachungsplan für den Stallmeister Sr. königl. Hoheit des Prinzen Wilhelm, Herrn Leutnant Plinzner, der zum Kommissar für die Pferdeaufsicht in Frankfurt a/O. bestellt worden und dem die Instruktion in dienstlicher Eigenschaft übergeben worden war. Die Mitteilung dieser Instruktion ist zweifellos ein vollendeter Landesverrat. Dasselbe trifft zu bei dem mitgeteilten Auszug über die Fortifikation von Metz. Es ist dabei gleichgültig, ob die meisten Hefte des Ingenieurkomitees im Buchhandel zu haben sind; jedenfalls ist das Heft 23, aus dem Hentsch wesentlich geschöpft haben will, nicht im Buchhandel zu haben. Dasselbe trifft bei der Sammlung der technischen Bestimmungen für Fortifikations-Artillerie und Ganisonbauten zu, welche Arbeit Hentsch nach dem Buche des Hauptmanns Wagner zusammengestellt haben will. Das Buch von Wagner ist lediglich den Offizieren der deutschen Armee zugänglich. Ebenso hat der Gerichtshof es für erwiesen erachtet, daß Hentsch mit vollem Bewußtsein von der Strafbarkeit seiner Handlungsweise den Inhalt des Buches über die Anleitung des Repetiergewehrs M. 71 nebst Distanzschätzen an Österreich geliefert hat. Das Buch von Mieg war ebenfalls bloß Offizieren zugänglich; der Angeklagte hat, infolge seiner früheren militärischen Stellung, den Hauptmann Thiede zu veranlassen gewußt, ihm das Miegsche Buch zu leihen. Der Dolus in dieser Beziehung ist zweifellos. Obwohl es in hohem Grade wahrscheinlich ist, daß diese Mitteilungen zur Kenntnis der österreichischen Regierung gelangt sind, so liegen bestimmte Tatsachen hierfür nicht vor, der Gerichtshof hat deshalb in dieser Handlung nur den Versuch des Landesverrats erblickt. Der letzte Anklagepunkt, wonach Hentsch den Zeugen Coßmann veranlaßt hat, sich durch den Bretterzaun des auf dem Tempelhofer Felde in Berlin belegenen Exerzierplatzes die Versuche des Garde-Pionierbataillons mit den neuen streng sekretierten Sturmgeräten anzusehen und alsdann von diesen Geräten eine Zeichnung zu entwerfen,

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/65&oldid=- (Version vom 26.3.2023)